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Freitag, 13. Oktober 2023

Katzen als Co-Therapeuten

Ein zutraulicher Kater auf dem Campus einer belgischen Universität gab den Anstoß zu einer wissenschaftlichen Untersuchung: Im Fokus stand die Frage, ob Katzen sich ebenso gut wie Hunde für tiergestützte Interventionen eignen.

Er ist willkommener Gast bei Vorlesungen, Seminaren und Meetings – man kann ihn sogar informell dafür buchen. Sonst streunt er über den Campus und bietet gern seinen Bauch zum Streicheln an: Kater Mando sorgt für ein angenehmes, entspanntes Arbeitsklima an der Uni.

Seit Mai 2019 begleitet Mando seinen Menschen zweimal in der Woche zu ihrem Arbeitsplatz auf dem Antwerpener Campus der Wirtschaftsfakultät der Katholischen Universität Leuven in Belgien. Das zutrauliche, vorwitzige Fellknäuel ist beliebt bei Personal wie Studenten und bringt Freude in die anstrengenden Arbeits- und Studiertage.

Forschung zu Katzen als Therapiebegleittieren

Dieser tierische Feel-good-Manager ist wissenschaftlich interessant, fand Joni Delanoeije, eine Psychologin und Expertin für Arbeitsorganisation an der Fakultät. Ein Schwerpunkt ihrer Forschung ist die Mensch-Tier-Interaktion am Arbeitsplatz.

Zusammen mit internationalen Forschern aus den Feldern Menschliche Entwicklung, Verhaltensforschung und Tierschutz führte Delanoeije eine Befragung zum Phänomen der Campus-Katze durch: Wie wirkt Professor Mando auf Personal und Studierende? Wie groß ist die Bereitschaft, mit dem Tier zu interagieren? Und allgemein: Wie effektiv können Katzen zur Entspannung beitragen?

Emotionale Menschen profitieren am meisten

Mehr als 1.400 Studierende und Angestellte von rund 20 Universitäten und anderen Bildungseinrichtungen in Belgien nahmen teil. Erhoben wurden zum Beispiel Daten zu Alter, Geschlecht, Persönlichkeit, zum erlebtem Stresslevel und der jeweiligen Haltung zu Hunden und Katzen. Die 2022 im Fachmagazin „Anthrozöös“ erschienene Auswertung zeigt: Besonders positiv reagieren Frauen und allgemein Menschen, die selbst Katzen besitzen beziehungsweise der Intervention mit Katzen offen gegenüberstehen – vor allem aber Menschen, die gefühlsstark veranlagt sind. Gerade bei Letzteren sind Katzen den Hunden womöglich sogar überlegen.

Bezogen auf den Berufsstatus, also zwischen Unipersonal und Studierenden, ergab sich dagegen kaum ein Unterschied. Die Persönlichkeit des Menschen spielt offenbar die weitaus größere Rolle. „Wir haben die Hintergrundmechanismen zwar nicht untersucht. Wir glauben aber, dass der Grad an Emotionalität einer Person eine innere Haltung widerspiegelt, die es erlaubt, stark – womöglich sogar leidenschaftlich – auf subtile Signale zu reagieren, wie man sie gerade Katzen zuschreibt“, sagte Hauptautorin Joni Delanoeije gegenüber dem Internetportal „Neurosience News“.  

Katzen als tierische Therapeuten von morgen

Derzeit konzentrieren sich Programme zur tiergestützten Intervention zwar noch auf Hunde. „Das hat mit der Verfügbarkeit von entsprechend ausgebildeten Tieren zu tun. Meist sind das Hunde. Außerdem hält sich hartnäckig der Glaube, dass sich Katzen für die Therapiebegleitung nicht eignen“, erläutert Ko-Autorin Patricia Pendry gegenüber den Online-Portalen „Medical News Today“ und „One Green Planet“. „Unsere Studie hebt dagegen das therapeutische Potenzial von Katzen klar hervor. So könnte ein größerer Kreis angesprochen und insgesamt mehr Erfolg erzielt werden, wenn auch Katzen an tiergestützten Interventionen beteiligt sind.“

Katholische Universität Leuven/Belgien l Fakultät für Wirtschaftswissenschaften l Schwerpunkt Arbeit und Organisation l Joni Delanoeije l joni.delanoeije@remove-this.kuleuven.be l Washington State University in Pullman/USA l College of Agricultural, Human and Natural Resource Science l Prof. Dr. Patricia Pendry l ppendry@remove-this.wsu.edu