Beitrag Mensch&Tier

Foto: Karolina Zacharias

Freitag, 13. Oktober 2023

Hundenasen unterstützen Post-Covid-Forschung

Ausgebildete Spürhunde sollen dazu beitragen, die komplizierte Diagnostik der Post-Covid-Erkrankung zu verbessern. Forscher der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover, der Medizinischen Hochschule Hannover und der TU Braunschweig arbeiten bei diesem einzigartigen Ansatz zusammen, der Millionen Patienten Hoffnung gibt.

Für viele Menschen ist die Corona-Pandemie vorbei und schon fast vergessen. Davon können geschätzte 36 Millionen Europäer nur träumen: Sie leiden der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zufolge nach wie vor unter Symptomen, die mit einer Covid-19-Infektion zusammenhängen. Diese Post-Covid-Beschwerden sind vielfältig und reichen von anhaltender Depression über chronische Schmerzen bis hin zu Autoimmunerkrankungen. Mehr als 200 Symptome, die verschiedene Organsysteme betreffen, wurden bei Post-Covid identifiziert. Sie ähneln jenen des chronischen Erschöpfungssyndroms und des Sjögren-Syndroms – das erschwert die Diagnose und die Unterscheidung der Erkrankung. „Eine eindeutigere diagnostische Methode wäre eineErleichterung für Betroffene“, schätzen forschende Wissenschaftler die Lage ein.

Aufgrund der Schwere der Symptome und der zahlreichen Betroffenen haben Politik und Wissenschaft in den vergangenen Jahren verschiedene Initiativen und Forschungsprojekte gestartet, um mehr über die Krankheit zu erfahren. Um die Erkenntnisse zu bündeln und aufzuklären, hat das Bundesministerium jüngst die Initiative „Long Covid“ mit der Website www.bmg-longcovid.de gestartet.

Hunde erschnüffeln Covid-19

Zu den vielversprechenden Forschungsprojekten gehört auch eine Studie der Klinik für Kleintiere der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover aus dem vergangenen Jahr (siehe „Mensch & Tier“ 4-21): Die Forscher konnten belegen, dass trainierte Hunde Proben von Post-Covid-19-Patienten erkennen können. „Die Tiere riechen vermutlich nicht die Viren selbst, sondern flüchtige organische Verbindungen, die durch die Stoffwechselvorgänge während einer Virusinfektion entstehen“, teilten die Wissenschaftler mit.

An diese Erkenntnis wollen die Forscher aus Hannover nun anknüpfen und die Post-Covid-Diagnostik voranbringen. So will ein Team aus Wissenschaftlern der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover, der Medizinischen Hochschule Hannover und der TU Braunschweig untersuchen, welche Stoffe die Hunde genau riechen. „Das Ziel ist, die von den Hunden erkannte zentrale Geruchsstruktur von Post-Covid zu  entschlüsseln“, teilten die Studienleiter zum Projektstart mit.

Grundstein für eine zuverlässige Diagnose

Dafür werden die Forschenden sämtliche Stoffwechselprodukte isolieren und untersuchen. Anschließend werden sie die Hunde einzelne Moleküle oder Kombinationen in Vergleich zu echten biologischen Proben erschnüffeln lassen. „Ist bekannt, welche Moleküle involviert sind, wäre es möglich, umprogrammierte Stoffwechselwege bei Post-Covid-Betroffenen zu identifizieren. Das könnte den Grundstein für eine schnelle und zuverlässige Diagnose legen“, heißt es.

Das Projekt mit dem Titel „Detektion und Entschlüsselung von Post-Covid mit Hunden, Metabolomik und Machine Learning (Covid Dogolomics)“ ist Teil der aktuellen Förderrunde des Covid-19-Forschungsnetzwerk Niedersachsen (COFONI). Mit mehr als sieben Millionen Euro fördert COFONI ab dem 1. Juli 2023 vierzehn interdisziplinäre niedersächsische Kooperationsprojekte, um die medizinischen und gesellschaftlichen Langzeitfolgen der Corona-Pandemie zu erforschen. Die Fördermittel für die Forschungsvorhaben stellt das Niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur (MWK) zur Verfügung.

Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover l Prof. Dr. Holger Volk l kleintierklinik@remove-this.tiho-hannover.de l Medizinische Hochschule Hannover l Prof. Dr. Alexandra Dopfer-Jablonka l jablonka.alexandra@remove-this.mh-hannover.de l defeat-corona.de