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Freitag, 13. Oktober 2023

Hundegestützt gegen PTBS

Einsätze im Kriegsgebiet bedeuten extremen Stress und oft Traumata. Viele Soldaten leiden danach an einer Belastungsstörung, einer sogenannten PTBS. Nach dem Vorbild der tiergestützten Therapie etwa bei Demenz könnten Hunde die Behandlung der Betroffenen unterstützen. Inwieweit also eignen sich hundebegleitete Therapietechniken gezielt auch für Soldaten? Eine aktuelle Studie soll dazu Daten liefern.  

Schon leises Knallen macht Angst, ebenso ein Menschenauflauf. Scheinbar aus dem Nichts erwachsen Reizbarkeit und Aggression. Die Tage scheinen freudlos und nachts kehrt im Traum das Schlimme zurück: Die Bundeswehr schätzt, dass drei Prozent der Soldaten nach dem Auslandseinsatz eine PTBS erleiden, weil sie Zeuge oder Opfer traumatischer Ereignisse waren. Die Dunkelziffer ist vermutlich groß – der Kampfeinsatz in Afghanistan von 2001 bis 2015 zum Beispiel wirkt immer noch nach.

Die betroffenen Soldaten brauchen gezielte Therapien, um ihr Sicherheitsgefühl und ihre Lebensqualität wieder zu verbessern. So setzt auch die Bundeswehr auf Therapiebegleit- und Assistenzhunde: Die bekannten Therapietechniken sollen speziell für Soldaten weiterentwickelt werden. Allerdings ist die Hundeausbildung teuer. Sie kann bis zu 30.000 Euro pro Tier kosten. Daher braucht es vorab Daten, inwieweit welche Therapietechnik wie wirkt und mit welchem Erfolg.

Hunde als Ergänzung zur Psychotraumatherapie

Hierzu haben das Bundeswehrzentralkrankenhaus Koblenz und die Schule für Diensthundewesen in Ulmen eine Studie lanciert. Die Teilnehmer sind aktive oder ehemalige Angehörige der Bundeswehr, bei denen eine einsatzbezogene PTBS diagnostiziert wurde und die stationär in Behandlung sind – ausgenommen Patienten mit Schizophrenie, einer Suchterkrankung oder schlicht mit Allergien oder Angst vor Hunden.

Die Tierärztin Stephanie Grath hat das Set-up der Studie analysierend begleitet. „Es soll untersucht werden, ob tiergestützte Verfahren geeignet sind, als unterstützende Angebote die Psychotraumatherapie von Soldatinnen und Soldaten signifikant zu verbessern“, schreibt sie in einer Facharbeit im Rahmen ihrer Weiterbildung zur Fachkraft für TGI.

Therapeutische Ausflüge mit dem Hund

Getestet werden Einzel- und Gruppensitzungen, jeweils begleitet von einem Therapiebegleithund-Team, einer Pflegekraft und Psychologen. Als Aktivitäten während der Sitzungen kommen therapeutisch begleitete Spaziergänge oder auch Geschäfts- oder Cafébesuche mit dem Hund in Frage. Begleitend dazu werden verschiedene Kennzahlen ermittelt – teils per Fragebogen, teils über körperliche Werte zum Beispiel aus Speichelproben oder mithilfe von Pulsmessungen.

Je nachdem, wie positiv die Ergebnisse sind, sollen die in der Studie entwickelten Behandlungstechniken und Interventionen mit den Hunden auf alle Bundeswehrkrankenhäuser ausgeweitet werden. Überall sollen dann drei durch die Schule für Diensthundewesen ausgebildete und zertifizierte Therapiebegleithund-Teams zur Verfügung stehen.

 „Meiner Ansicht nach kann die Studie der Bundeswehr ein weiterer Meilenstein innerhalb der tiergestützten Intervention sein“, lautet Graths Fazit. So wird erwartet, dass sich die Symptome bei den Betroffenen gegenüber den Ausgangswerten umso deutlicher abmildern, wenn Kamerad Hund als Mittherapeut dient.   

Tierarztpraxis Stephanie Grath l info@kynologe.de