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Donnerstag, 07. Januar 2016

Achtbeinige Glücksbringer

Ekel, Toleranz, Respekt – welch vielfältiges Spektrum an Emotionen Spinnen hervorrufen, haben Forscher aus Kanada und Australien untersucht.

Kaum ein Tier teilt die Meinungen so sehr wie sie: Die Spinne. Entweder wird sie gehasst, bei ihrem Anblick wird angewidert das Weite gesucht – oder aber sie ist beliebt und wird als exotisches Heimtier oder sogar als Glücksbringer geschätzt. In einer kanadisch-australischen Studie untersuchten die Wissenschaftler Raynald H. Lemelin und Alan Yen die Ursachen für die zum Teil stark ausgeprägte Ablehnung der Achtbeiner. Das Ergebnis ihrer Literaturanalyse: Das schlechte Image der giftigen und todbringenden Spinne hält sich hartnäckig, obwohl das Gift der wenigsten Spinnen tödlich ist und längst Gegengifte existieren.

Dennoch ist die Spinnenphobie insbesondere in den westlichen Gesellschaften stark ausgeprägt, so die Studie. Der Grund sei aber nicht evolutionär, zumal es im europäischen Raum keine giftigen Spinnen gäbe. Das Problem sei vielmehr psychologisch zu begründen: Die behaarten Beine und die lautlosen Bewegungen der Spinne erzeugen den Wissenschaftlern zufolge bei vielen Menschen Angst und Ekel. Diese Gefühle seien anerzogen, da viele Eltern ihre Ängste auf ihre Kinder übertragen.

Für das schlechte Image der Spinnen machen Raynald und Yen auch die wissenschaftliche Literatur und die mangelnde Aufklärung der Menschen verantwortlich. „Viele Spinnen sind fälschlicherweise für medizinischen Unfug verantwortlich gemacht worden“, heißt es in der Studie. Die „schlechte Berichterstattung in den Medien“ habe ihr Übriges getan. Ob in der Schule, im Gesundheitswesen, in der Forschung oder in der allgemeinen Öffentlichkeit: Lemelin und Yen plädieren für mehr Aufklärungsarbeit und für ein Umdenken „von Angst zu Toleranz“. Dazu empfehlen die Wissenschaftler, die Tiere kennenzulernen und mehr über ihre Vorteile für Natur und Mensch zu erfahren.

Denn die existieren, wie die öffentliche Meinung in einigen Ländern in Afrika, Asien und Nord-Amerika weiß: Hier wird die Spinne als weises, glückbringendes Tier geschätzt. In Ägypten war es beispielsweise lange üblich, eine Spinne auf das Bett eines frisch vermählten Paares zu setzen. Auch die Hindus im östlichen Bengalen sammelten Spinnen für eine Hochzeit, um sie dann als Glücksbringer freizulassen.

Kontakt:
Lakehead University
School of Outdoor Recreation
Raynald Harvey
Lemelin Kanada
harvey.lemelin@lakeheadu.ca