Beitrag Mensch&Tier

Mittwoch, 23. Mai 2012

Tiere als Co-Therapeuten

Die Terminologie im Bereich der Tiergestützten Maßnahmen wird oft willkürlich verwendet: Ein Hund, der bei Leseübungen in einer Grundschulklasse dabei ist,
ist nicht automatisch ein „Lesehund“. Und die Gegenwart von Tieren in einer Arztpraxis heißt nicht unbedingt, dass hier tiergestützt gearbeitet wird. Auch der Begriff „Tier-Therapie“ ist laut dem Verband Pet Partners ungenau und irreführend. Da aber keine der Begrifflichkeiten der Tiergestützten Aktivitäten geschützt ist, kursieren die unterschiedlichsten Bezeichnungen.

Um Missverständnissen vorzubeugen, hat der Verband Pet Partners (ehemals „Delta Society“) Begriffsdefinitionen festgeschrieben. Noch heute sind diese Definitionen die Grundlage für das Verständnis jeglicher Tiergestützter
Aktivitäten:

Tiergestützte Aktivitäten

Tiergestützte Aktivitäten (Animal-Assisted-Activities) sind Tierbesuchsdienste oder andere Maßnahmen, bei denen Tiere in Kontakt mit einem oder mehreren Menschen gebracht werden. Darunter fällt auch Tiergestützte Pädagogik, die etwa in Schulen oder auf Jugendfarmen auf Kinder und Jugendliche ausgerichtet ist.

Das Ziel aller Tiergestützten Aktivitäten besteht darin, die Lebensqualität der zu Besuchenden durch einen Motivations-, Bildungs-, Erholungs- oder gesundheitlichen Nutzen zu verbessern. Die Ausführenden sind speziell ausgebildete Fachleute und/oder Ehrenamtliche, die die Kriterien der Standards of Practice for Animal-Assisted Activities and Therapy erfüllen.


Ein Beispiel: Einmal im Monat besuchen Ehrenamtliche mit ihren Tieren eine Gruppe älterer Menschen in einem Seniorenpflegeheim. Der Besuch findet unter Aufsicht des Pflegepersonals in einem Gemeinschaftsraum statt; der Verlauf der Treffen ist nicht geplant, das Protokoll höchstens informell.


Tiergestützte Therapie


Eine Tiergestützte Therapie (Animal-Assisted Therapy) ist hingegen eine zielgerichtete Intervention mit einem Tier, das bestimmte Kriterien erfüllen muss
(siehe Kasten). Ziel der Therapie ist es, die physischen, sozialen, emotionalen und/oder kognitiven Funktionen des Teilnehmers zu verbessern. Personen
aus dem Gesundheits- oder Sozialbereich – also diplomierte und staatlich anerkannte Psychologen, Pädagogen oder Therapeuten – führen solche Einsätze in unterschiedlichen Umgebungen mit Einzelpersonen
oder in der Gruppe durch.


Die Ziele Tiergestützter Therapie können vielfältig sein: Sie kann die Feinmotorik oder das Gleichgewicht von Patienten verbessern, die nach einem
Unfall in ihrer Bewegung beeinträchtigt sind. Auch kann sie helfen, die verbale Interaktion zwischen Gruppenmitgliedern zu fördern, die Aufmerksamkeit,
Motivation oder das Selbstbewusstsein bei Kindern zu erhöhen oder Einsamkeitsgefühle bei allein lebenden Senioren zu mindern.


Ein Beispiel: Eine Frau ist nach einem Schlaganfall in ihrer Bewegungsfähigkeit beeinträchtigt. Der Physiotherapeut nimmt einen Hund mit in die Sitzung. Damit
will er die Frau dazu motivieren, körperlich wieder aktiv zu werden. Die Frau wird gebeten, den Hund zu streicheln, zu bürsten und schließlich mit ihm spazieren
zu gehen.

Weitere Informationen:

www.deltasociety.org