Beitrag Mensch&Tier

Montag, 19. November 2012

Mehr Lebensqualität dank Pferden

Therapeutisches Reiten kann Kindern und Jugendlichen mit Störungsbildern wie Angst-, Ess- oder affektiven Störungen zu mehr Lebensqualität verhelfen. Das zeigt eine in der Zeitschrift „Mensch & Pferd International“ (02/2012) veröffentlichte Studie der Diplom-Psychologinnen Dr. Andrea Beetz und Verena Grebe am Nachsorgezentrum der Kinder- und Jugendklinik in Augsburg.

Acht Ponys und Pferde standen dort für 28 Klienten zwischen sechs und 16 Jahren bereit: In acht Therapie-Einheiten durften sie die Tiere pflegen, reiten und Übungen für Geschicklichkeit und Vertrauen durchführen. Vor jeder Stunde gaben sie über die Basler-Befindlichkeits-Skala Auskünfte über ihr Wohlbefinden sowie vor und nach der Intervention ihre Selbsteinschätzung in Bezug auf Familie und Freunde. Auch die Eltern wurden zum Befinden ihrer Kinder und ihren eigenen Bindungserfahrungen befragt.

Die Resultate: Bei den Jungen steigerte sich im Lauf der Therapie - im Gegensatz zu den Mädchen - die soziale Extraversion deutlich. Bei allen Kindern spielte das Bindungsmuster zu den Eltern eine Rolle. So verspürten die Teilnehmer mit sicherer Bindung einen signifikant größeren Zuwachs an familienbezogenener Lebensqualität – und das, obwohl sie bereits vorher bessere Werte als die unsicher gebundenen Kinder zeigten.

Den Studienleiterinnen gibt das Anlass zur Vermutung, dass eine Bindungsdesorganisation des Elternteils ein hemmender Faktor für die Verbesserung der kindlichen Lebensqualität durch therapeutisches Reiten ist. Obwohl die Aussagekraft der Studie durch das Fehlen einer Kontrollgruppe, der Heterogenität der Stichprobe und der begrenzten Teilnehmerzahl eingeschränkt ist, weisen die Ergebnisse auf positive Effekte des therapeutischen Reitens für diese Patientengruppe hin.

Insgesamt förderte die Intervention das körperliche und psychische Wohlbefinden, das Selbstwertgefühl sowie die Einstellung zu Familie, Freunden und der Funktionsfähigkeit im Alltag. Das war sowohl direkt nach der Einheit als auch längerfristig über den ganzen Zeitraum der Therapie messbar. „Der ‚Pferde-Effekt‘ nutzte sich über den Interventionszeitraum hinweg nicht ab“, schlussfolgern die Studienautorinnen.

Weitere Informationen:

Dr. Andrea Beetz
Institut für sonderpädagogische Entwicklungsförderung und Rehabilitation, Universität Rostock
E-Mail: andrea.m.beetz@gmail.com