Beitrag Mensch&Tier

Sonntag, 12. April 2015

Lebensgefährten und Lebensretter

Eine US-Studie zeigt, dass Papageien ihren Besitzern starke emotionale Unterstützung bieten.

Während die enge Bindung von Menschen an Hunde und Katzen gut erforscht ist, gibt es nur wenige Studien, die den Fokus auf die Mensch-Papagei-Beziehung legen (vgl. Kelley und Kidd 1983, Anderson 2003). Diese Lücke will die Anthropologin Patricia K. Anderson, Dozentin an der Western Illinois University, mit einer ethnografischen Untersuchung schließen.

Zwei Wochen lang betrieb Anderson Feldforschung in einer Tierklinik, beobachtete den Umgang der Tierbesitzer mit ihren Papageien und führte qualitative Interviews durch. Zudem bat sie in Internetforen weitere Vogelbesitzer, Fragebögen auszufüllen. Die 48 Fragen drehten sich um Kindheitserfahrungen, Körperkontakt und die Einstellung zum eigenen Vogel sowie um Themen zum Umgang mit dem Papageien - beispielsweise um den Schlafplatz des Tieres, die Zeit für Freiflug oder ob in seiner Nähe geraucht wird.

Die Ergebnisse der im Fachblatt Anthrozoös 3-2014 erschienenen Untersuchung bestätigen die These, dass nicht nur Hunde und Katzen, sondern auch Papageien ihren Haltern immense soziale Unterstützung bieten können (vgl. O’Haire 2010, Serpell 2005, Beck und Katcher 1996).

Der Großteil der insgesamt 100 Befragten berichtete von einer sehr innigen Mensch-Papagei-Beziehung. 20 Teilnehmer nannten ihren Vogel einen „Lebensretter“, der sie aus einer Depression geholt habe. Zwei gaben sogar an, das Tier habe sie vom Selbstmord abgehalten und ihnen wieder Grund zum Leben gegeben.

"Papageien als Heimtiere scheinen ihren Besitzern viel emotionale und soziale Unterstützung zu bieten, zudem machen sie ihnen Freude und geben ihnen eine Aufgabe“, lautet Andersons Fazit. „Die tiefe Bindung kann in einigen Fällen aber auch problematisch werden, wenn die Besitzer ihr Tier vermenschlichen oder sein Verhalten fehlinterpretieren.“

Kontakt: Western Illinois University l Patricia K. Anderson

pk-anderson@wiu.edu