Beitrag Mensch&Tier

Freitag, 18. Januar 2013

Kindchenschema funktioniert auch bei Tieren

Große Augen, eine hohe Stirn und kindliche Pausbäckchen – in den meisten Menschen weckt das sogenannte Kindchenschema einen Fürsorgetrieb. Diese Schlüsselreize des ersten Eindrucks wurden bei Menschen-, Katzen- und Hundebabys nachgewiesen (Lorenz 1943, Zebrowitz 1997, Brosch et al. 2007).

Dabei schätzen Tierhalter die Attraktivität von Katzen- und Hundewelpen höher ein als Teilnehmer ohne eigenes Tier, wie Professor John Archer und Soraya Monton von der englischen Universität Central Lancashire in einer differenzierteren Studie herausgefunden haben.

Die Psychologen legten163 Teilnehmern Fotos vor, um die Attraktivität von kindlichen Gesichtszügen bei Menschen und Tieren zu messen. Unter den Probanden waren 116 Frauen und 122 Tierhalter. Sie sollten bewerten, inwieweit die 18 Fotos von Babys, Hunde- oder Katzenwelpen, aber auch Stoffbären und erwachsenen Tieren fürsorgliche Gefühle bei ihnen auslösten. Anschließend füllten sie einen Fragebogen aus, um die Bindung zu eigenen Heimtieren oder Kindern – soweit vorhanden – festzustellen.

Das Ergebnis wurde im Fachblatt Ethology veröffentlicht und zeigt, dass Gesichter mit kindlichen Zügen durchweg als die attraktivsten bewertet werden. Den Unterschied macht die Bindung zum eigenen Kind oder Tier: Bei Eltern lösten Babyfotos mehr Emotionen aus als bei Menschen ohne eigene Kinder, bei Tierhaltern weckten Katzen- und Hundewelpen die meisten fürsorglichen Gefühle.

„Teilweise galten die Präferenzen spezifisch für die vom Teilnehmer bevorzugte Tierart“, sagen die Forscher. Sie vermuten, dass die Bewertung der Attraktivität, ausgelöst durch das Kindchenschema, ein Grund für die Wahl des eigenen Heimtieres ist.

Kontakt:
University of Central Lancashire, Großbritannien
School of Psychology
Prof. John Archer
E-Mail: jarcher@uclan.ac.uk