Beitrag Mensch&Tier

Freitag, 23. Dezember 2011

Hundetrainer ist nicht gleich Hundetrainer

In einer ihrer ersten Studien zur Beziehung zwischen Hund und Halter wies Silke Wechsung von der Forschungsgruppe zur Mensch-Tier-Beziehung der Universität Bonn unter anderem nach, dass ein gutes Erziehungsverhalten ein wesentlicher Faktor für die Entwicklung einer positiven Mensch-Hund-Beziehung ist. Daraus folgte die Forderung nach einer professionellen Beratung bei der Hundeerziehung durch einen gut ausgebildeten Hundetrainer.

Forderung nach professionellem Hundetraining

Wechsung ging nun in der Folgestudie „Subjektive Theorien von Hundetrainern: Anspruch und Wirklichkeit im Hundetraining“ der Frage nach, was einen guten Hundetrainer ausmacht. „Bei der Vielfalt der Angebote an Hundeschulen und Erziehungskursen blickt kaum ein Hundehalter durch“, erklärt Wechsung. „Mit unserer Studie haben wir jetzt die Erkenntnisgrundlage geschaffen, das zu ändern.“

Alltag in Hundeschulen

Methodisch war die Untersuchung zweistufig angelegt. Die psychologische Pilotstudie umfasste 15 ausführliche explorative Interviews mit Hundetrainern; daraufhin wurden insgesamt 553 Hundetrainer auf Grundlage von 50 persönlich geführten, standardisierten Interviews und der parallelen Durchführung eines internetbasierten Fragebogens analysiert.

Typische Trainercharaktere

Nach der Auswertung ist es gelungen, vier typische Trainercharaktere zu unterscheiden: den Hundesportler, den Pädagogen, den Teamtrainer und den Generalisten (vgl. Studientexte www.aow-bonn.de/www/wir/bergler/mensch-heimtier-beziehung.html). Doch nicht die Ausbildung und Soziodemographie der Trainer waren für die Zuweisung zu einem Trainertyp entscheidend, sondern die unterschiedlichen Einstellungen und Verhaltensweisen der Trainer, die das Training maßgeblich beeinflussen. „Neben diesem Psychogramm der Hundetrainer zeigte die Studie auch ein Problem“, sagt Wechsung.

Berufsbezeichnung nicht geschützt

„Der Beruf des Hundetrainers ist nicht geschützt. Das heißt, es gibt keine aussagekräftige Zertifizierung, auf die sich Hundehalter verlassen können.“ Zwar gaben 80 Prozent der befragten Hundetrainer an, eine Ausbildung zu haben. Die Ausbildungsinhalte und daraus resultierende Kompetenznachweise sind jedoch sehr unterschiedlich. Faktisch reicht die Spanne der Ausbildungen von einem besuchten Seminar, über ein  Praktikum bis hin zu einem fundierten Lehrgang.

Idealvorstellungen und Wirklichkeit

Es zeigte sich zudem, dass der Anspruch von Hundetrainern häufig sehr hoch ist, in der Realität jedoch selten erfüllt wird. Vor allem, weil der Trainingsalltag zu selten entsprechend der Idealvorstellungen zu gestalten ist. So würden beispielsweise oft erst dann Erziehungshelfer hinzugezogen, wenn bereits Probleme zwischen Mensch und Hund bestehen. Gleichzeitig beschränkt sich die Motivation unter Haltern, tatsächlich etwas verändern und dafür Zeit und Kraft investieren zu wollen, nach Aussage der Hundetrainer auf ein kritisches Minimum. Auch fiel auf, dass zwar mehr als ein Drittel aller Hundetrainer überwiegend Gruppenstunden anbieten, jedoch lediglich vier Prozent der Befragten glauben, dass diese Trainingsform die sinnvollste ist, und sie eigentlich lieber Einzelstunden anbieten würden.

Ausbildungsrichtlinien sind notwendig

„Aufgrund dieser vielen Unterschiede hinsichtlich des Ausbildungshintergrunds, der Einstellungen und Verhaltensweisen von Hundetrainern wird eine Forderung nach klaren Ausbildungsrichtlinien und Vorgaben unerlässlich“, sagt Silke Wechsung. „Nur so kann zumindest ein Minimalstandard der Beratung im Hundetraining garantiert werden.“ Dazu gehöre auch, dass Hundetrainer dafür sensibilisiert werden, ihre eigenen Grenzen auszuloten und diese auch zu akzeptieren. Und schließlich gelte es, auch die Hundehalter zu ermutigen, ihre Hundeschule kritisch zu prüfen und zu selektieren.

Weitere Informationen und Kontakt:
Silke Wechsung
www.mensch-hund-check.com