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Tierischer Profi-Schnüffler im Einsatz für den Natur- und Artenschutz. Foto: Annegret Grimm-Seyfarth

Montag, 26. Juli 2021

Hunde als Spürnasen im Artenschutz

Fledermäuse und Igel stehen unter Naturschutz – doch um sie zu schützen, muss man sie erst einmal finden. Die Beifuß-Ambrosie ist eine Pflanze, die andere Pflanzenarten verdrängt – aber auch um diesem Unkraut Herr zu werden, muss man es erst einmal aufspüren. Ideale Helfer bei solchen Aufgaben sind Artenspürhunde.

Wenn die Hundedame Fine sich in Parks, Grünanlagen oder auf Baustellen hinlegt und nicht aufhört, einen bestimmten Punkt im Gebüsch anzustarren, weiß ihre Besitzerin Anne Berger: Fine hat ein Igelnest gefunden.

Die Australian Shepherd-Hündin ist eine von Deutschlands wenigen Artenspürhunden und leistet genau wie ihre vierbeinigen Kollegen einen wertvollen Beitrag zu Natur- und Artenschutz – auf ganz unterschiedliche Weise. Artenspürhunde können seltene Tierarten aufspüren, damit diese besser wissenschaftlich untersucht bzw. gezählt werden können, sie helfen bei der Suche nach Käfern und Bakterien, die große land- und forstwirtschaftliche Schäden anrichten könnten, sie stehen im Dienst von Planungsbüros, die Umweltgutachten bei diversen Bauvorhaben erstellen, und vieles mehr.

„Hunde spielen eine immer wichtigere Rolle im Natur- und Artenschutz“, sagt die Biologin Anne Berger vom Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung in Berlin. Sie weiß, wovon sie spricht: Gemeinsam mit zwei Kolleginnen hat Berger insgesamt 1.220 Publikationen ausgewertet, die Einsätze von Artenspürhunden in mehr als 60 Ländern dokumentieren. Bei der Suche nach insgesamt mehr als 400 Tierarten wurden Artenspürhunde eingesetzt. Auch Pflanzen, Milben sowie Bakterien können die Vierbeiner identifizieren. „Verschiedene Untersuchen belegen, dass Hunde durch ihren ausgeprägten Geruchssinn rund 50 Prozent mehr Erfolg bei den gezielten Suchen aufweisen als Menschen“, sagt Berger.

Dabei spiele es eher eine untergeordnete Rolle, welche Rasse ein Artenspürhund habe, meint Berger. „Der Hund muss kooperationsfreudig und gut motivierbar sein. Und man muss die individuellen Vorlieben und die Konstitution des Hundes im Zusammenhang mit dem Suchziel berücksichtigen: Ein Hund, der Nässe verabscheut, wird kaum einen guten Suchhund in Sumpfgebieten abgeben. Ein sehr kleiner, kurzbeiniger Hund ist für tagelange Wanderungen in schwierigem Gelände womöglich nicht so sehr geeignet.“

Viel entscheidender sei es, das Training des Hundes sinnvoll zu gestalten. „Je nach Vorerfahrung des Hundes und des Trainers braucht man rund ein Jahr, um einen Hund sicher auf einen Geruch zu trainieren“, sagt Berger, die mittlerweile neben ihrer Forschung im Vorstand des Vereins „Wildlife Detection Dogs“ dafür sorgt, dass ein europaweites Netzwerk für Artenspürhunde entsteht. Mehr als 130 Mitglieder aus acht Ländern haben sich bereits zusammengeschlossen, um Natur- und Artenschutz durch Hunde noch wirksamer werden zu lassen.

Wildlife Detection Dogs e. V. l Anne Berger l info@remove-this.wildlifedetectiondogs.org l www.wildlifedetectiondogs.org