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Polizeihund Joker ist der erste Spürhund in Schleswig-Holstein, der Datenträger wie USB-Sticks, SIM-Karten oder Festplatten erschnüffeln kann. Foto: © iStock/ igorbondarenko

Montag, 11. Juli 2022

Hol den Stick!

Digitale Speichermedien werden immer wichtiger, um Verbrechen aufzuklären. Das Bundesland Schleswig-Holstein hat deshalb den ersten Spürhund für die Suche von Datenträgern ausgebildet. Deutschlandweit gibt es bislang nur wenige Hunde dieser anspruchsvollen Fachrichtung.

Der Name Joker passt perfekt: Wenn die Polizei im nördlichsten deutschen Bundesland Kriminalfälle löst, hat sie künftig einen Joker parat. Der Hund, der auf diesen Namen hört, ist drei Jahre alt, ein schwarzer Schäferhund und seit Anfang dieses Jahres im Einsatz.

Insgesamt gibt es 78 Spürhunde bei der Polizei Schleswig-Holstein. Sie suchen und finden lebendige und tote Menschen, Rauschgift, Waffen und viele andere Geruchsspuren, die dabei helfen, Verbrechen aufzuklären. Unter diesen 78 Hunden ist Joker der einzige, der dazu ausgebildet ist, teils winzige Datenträger wie USB-Sticks, SIM-Karten oder Festplatten zu erschnüffeln. „Er findet alles, worauf Daten gespeichert werden können“, sagt Jokers Hundeführerin, die Polizistin Bonny Häusler. „USB-Sticks oder Festplatten gelten mittlerweile in nahezu allen Kriminalitätsfeldern als wichtige Beweismittel.“

Denn die Zukunft ist zunehmend digital – auch im kriminellen Milieu. Wie sinnvoll der Einsatz eines Datenträgerspürhunds ist, hat erst vor wenigen Jahren ein massiver Fall von Kindesmissbrauch in Nordrhein-Westfalen gezeigt. Damals fand ein aus Sachsen angeforderter Spürhund einen USB-Stick in einer Sesselritze und lieferte der Polizei das nötige Beweismaterial für die Festnahme der Täter. Heute hat die Polizei Nordrhein-Westfalen sechs eigene Datenspeicherspürhunde – nach eigenen Angaben als Lehre aus dem Fall Lügde.

Um im Norden bei komplizierten Fällen wie Wirtschaftskriminalität, Internetbetrug oder Kinderpornografie weiterzuhelfen, wurde Schäferhund Joker drei Monate lang akribisch ausgebildet. Die Aufgabe erfordert eine besonders feine Nase, viel Motivation und Talent. Denn obwohl Datenträger keinen starken Eigengeruch haben, muss der Hund in der Lage sein, den speziellen Mischgeruch chemischer Verbindungen wahrzunehmen und anzuzeigen.

Als Auftakt einer Suche streift Bonny Häusler ihrem Joker sein orange-weißes Halsband über. Mit dem Kommando „Spür!“ beginnt er ruhig, kleine Bereiche exakt zu beschnüffeln. Die Suche ist so anspruchsvoll, dass Joker nach spätestens 20 Minuten eine Pause braucht. Macht er an einer Stelle Platz oder friert in der Bewegung ein, signalisiert er, dass er etwas gefunden hat. Per Klicker gibt Häusler ihm dann zu verstehen, dass er seine Sache gut gemacht hat und belohnt ihn für seinen Einsatz – mit etwas Glück hat er mal wieder wichtiges Beweismaterial gefunden.