Beitrag Mensch&Tier

Mittwoch, 03. August 2011

"Gleich und gleich gesellt sich gern"

In einer Pilotstudie untersuchte ein Team von Wissenschaftlern um Kurt Kotrschal, Leiter der Konrad Lorenz Forschungsstelle Grünau, ob und in welcher Weise individuelle und soziale Faktoren in der Mensch-Hund-Beziehung eine Rolle spielen. Neu war, dass sich die Forscher nicht allein auf die Tiere konzentrierten. Im Fokus stand die Verhaltensanalyse der beteiligten Menschen, um herauszufinden, inwiefern deren Persönlichkeit Einfluss auf die Qualität der Mensch-Tier-Verbindung nimmt. 

22 Mensch-Hund-Paare (m=10, w=12 zw. 23-68 Jahre; unkastrierte Rüden, 1,5-6 Jahre) nahmen an der Studie teil. Besitzer und Hund hielten sich allein in einem ihnen unbekannten Raum auf: Während der Hundehalter Bilder im Raum betrachten und bewerten sollte, durfte der Hund sich frei bewegen. Eine Kamera filmte ihr Verhalten. Die Persönlichkeit der Menschen wurde mithilfe des „Fünf-Faktoren-Modells“ (NEO-FFI), das die Eigenschaften Extraversion, Verträglichkeit, Offenheit für Erfahrungen, Gewissenhaftigkeit und Neurotizismus beurteilt, ermittelt; die „Persönlichkeit“ der Hunde über Beobachter-Bewertungen (PCA). Mittels Hauptkomponentenanalyse (PCA) und Speichelproben (Kortisol und Testosteron) wurde die Mensch-Hund-Beziehung gemessen.

Die Ergebnisse zeigen, dass die Persönlichkeiten von Mensch und Hund gewisse Ähnlichkeiten aufweisen und die Intensität der Beziehung daran ausgerichtet ist. Je stärker der Mensch seinen Hund z.B. als „sozialen Unterstützer“ betrachtete, desto länger hielt sich dieser in der Nähe des Menschen auf. Je „selbstsicherer“ der Mensch agierte, umso eher entfernte sich der Hund.

Auf Grundlage dieser Ergebnisse befürworten die Wissenschaftler in der Anwendung Tiergestützter Aktivitäten einen systemischen Ansatz: Die Verhaltensforschung sollte sich nicht ausschließlich auf die in Therapieformen einzusetzenden Tiere konzentrieren, sondern ebenso die Persönlichkeiten beteiligter Menschen, Therapeuten wie Patienten, berücksichtigen.

Weitere Informationen und Kontakt:
Prof. Dr. Kurt Kotrschal
Konrad Lorenz Forschungsstelle für Ethologie Grünau
E-Mail: kurt.kotrschal@remove-this.klf.ac.at
www.klf.ac.at