Beitrag Mensch&Tier

Donnerstag, 10. November 2011

Ein Aquarium im Schaufenster erhöht die Aufmerksamkeit

Menschen neigen dazu, ihre Aufmerksamkeit auf biologische Stimulatoren wie Tiere oder Pflanzen zu richten – das haben wissenschaftliche Untersuchungen, wie die Biophilie-These von Edward O. Wilson, mehrfach gezeigt. Wissenschaftler der Universität Wien untersuchten die Wirkung des Biophilie-Effektes jetzt erstmals mit einem Aquarium in einer stressigen, städtischen Umgebung.


Zur Durchführung der Studie stellten die Forscher ein Aquarium in das Schaufenster eines Geschäftes in einem belebten Einkaufszentrum. Eine versteckte Kamera zeichnete jeweils auf, wie sich die vorbeikommenden Passanten verhielten, wenn kein Aquarium bzw. wenn das Aquarium im Schaufenster zu sehen war. Auf den insgesamt 20 Stunden Videomaterial waren 12.900 Menschen zu sehen; ausgewertet wurden die Reaktionen von über 1.000 Personen. Das Team um Sonja Windhager analysierte unter anderem die Anzahl der Menschen, die vor dem Schaufenster stehenblieben, die Verweildauer und das Kommunikationsverhalten (wie Start und Dauer der Unterhaltung, Gestik).


Die Untersuchungen ergaben, dass Passanten eher auf ein Schaufenster aufmerksam werden und es sich genauer ansehen, wenn ein Aquarium darin steht. In den Videosequenzen mit Aquarium im Schaufenster blieben die Menschen eher und für längere Zeit vor dem Schaufenster stehen oder drehten sich noch einmal um, wenn sie schon am Schaufenster vorbeigegangen waren. Zudem konnten die Wissenschaftler eine kommunikative Wirkung ausmachen: Das Aquarium motivierte die Menschen dazu, sich zu unterhalten und vermehrt Zeigegesten zu benutzen. Eine weitere Beobachtung war, dass im Verhältnis mehr Passanten vor dem Schaufenster mit dem Aquarium stehenblieben, wenn die Personendichte in der Einkaufspassage selbst und somit der Stressfaktor besonders hoch war.


Die Ergebnisse zeigen, dass ein Aquarium im Schaufenster nicht nur eine interessante Option für Ladenbesitzer sein kann, um die Aufmerksamkeit der Passanten auf ihre Waren zu lenken. Zu untersuchen wäre, ob Aquarien in Wartezimmern oder auch Büros positive Effekte bringen, indem sie die Kommunikation anregen oder Stress zu reduzieren vermögen.

Weitere Informationen und Kontakt:
Sonja Windhager, Department für Anthropologie, Universität Wien
E-Mail: sonja.windhager@remove-this.univie.ac.at