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Aquariumfreunde: Fische als stille Begleiter für Wohlbefinden und Gesundheit Foto: iStock/FamVeld

Dienstag, 06. Juni 2023

Ein Hoch auf Nemo und Co.

Ein Tier im Haushalt kann die Gesundheit des Halters stärken. Das gilt sogar für schwimmende Aquarienbewohner: Im Gegensatz zu Hund, Katze oder Meerschweinchen kann man mit Fischen zwar nicht kuscheln – trotzdem erfüllen sie viele menschliche Bedürfnisse, wie eine internationale Metastudie zeigt.

In Deutschland standen 2022 laut dem Industrieverband Heimtierbedarf (IVH) e. V. in vier Prozent der Haushalte Aquarien, das macht etwa 2,3 Millionen Aquarien bundesweit. Dennoch liegen zu den psychologischen Effekten der Fischhaltung nur wenige wissenschaftliche Analysen vor – teils auch mit methodischen Schwächen, teils nicht repräsentativ. Dennoch deutet die vorhandene Forschung einhellig darauf hin, dass Fische eine nachweisbare positive Wirkung auf ihre Halter haben.

Das zeigt eine Bestandsaufnahme schottischer, britischer und amerikanischer Forscher, die 19 Einzelstudien aus den Jahren 1984 bis 2017 systematisch untersucht und verglichen haben. Das Ergebnis der im Fachportal „Plos One“ veröffentlichten Studie: Neben Susi und Strolch tragen auch Nemo und seine Freunde zu Wohlbefinden und Gesundheit des Menschen bei.

Fische beobachten beruhigt

Viele Menschen etwa empfinden Freude und Unterhaltung, wenn sie den Tieren zuschauen. So lautet ein Resultat, zu dem der Großteil der Untersuchungen kam. Sich um das Aquarium zu kümmern, gebe dem Alltag Struktur, haben Befragungen zudem gezeigt. Manche Menschen sehen in Fischen auch eine gewisse angenehme Gesellschaft. Ein schon fest verankertes Grundgefühl von Einsamkeit können die stillen Schwimmer aber offenbar nicht vertreiben.

Einige der ausgewerteten Studien schreiben Fischen als Heimtieren eine ausgleichende und beruhigende Wirkung zu. So sorgt der Blick ins Aquarium für Entspannung und mindert innere Aufregung. Und das geschieht nicht nur bei uns zu Hause, sondern beispielsweise auch, wenn wir bei stressreichen medizinischen Untersuchungen dem oft schillernd buntem Treiben im Wasser zusehen. Das lässt sich sogar körperlich messen: Bei vielen Probanden schlug das Herz langsamer und der Blutdruck sank, wenn sie in der Arztpraxis das Leben in einem Aquarium beobachten durften. Auch Verletzungsreize wurden als weniger schmerzhaft eingestuft.

Aquarien regen den Appetit an

Fische können sogar das Ernährungsverhalten beeinflussen. Senioren mit Demenz etwa neigen zu Untergewicht, weil sie zu wenig zu essen. Zwei der untersuchten Studien zeigen, dass Erkrankte mehr zu sich nehmen, wenn ein Aquarium im Raum steht.

Manche Fischhalter nannten im Rahmen der wissenschaftlichen Untersuchungen zwar auch Nachteile, diese sind aber eher äußerlicher Natur: Ein schönes Aquarium braucht einiges an Platz und gefüllt ist es ziemlich schwer. Das kann so weit gehen, dass es eine Genehmigung durch Baustatiker voraussetzt. Am häufigsten aber äußerten die Studienteilnehmer mit Bedauern, dass man mit Fischen weniger gut sprechen könne als mit Hunden oder Katzen. Fische begrüßen einen auch nicht freudig, wenn man heimkommt.

Alternative zu Heimtieren mit Fell und Federn

Doch vielleicht ist diese Gegenliebe gar nicht unbedingt wichtig? Womöglich verbietet auch eine Allergie Hund, Kaninchen oder Katze im Haus? Oder es fehlt die Zeit, täglich zu mehreren Spaziergängen aufzubrechen? Und trotzdem will man vielleicht nicht auf tierische Gesellschaft verzichten. Dann können Fische eine tolle Alternative sein – und wesentlich mehr als einfach bloß Raumdekoration.

University of the West of Scotland l Institute of Biomedical and Environmental Health Research l heather.clements@uws.ac.uk