Beitrag Mensch&Tier

Freitag, 26. April 2013

Anthropomorphismus beeinflusst Bindung zu Katzen

Der Glaube daran, dass ein Tier zu Gefühlserlebnissen fähig ist, die mit denen von Menschen vergleichbar sind, wird als Anthropomorphismus bezeichnet – und gilt als einer der wesentlichen Faktoren der Bindung zwischen einem Heimtier und seinem Halter.

Damit dieser sein Tier als soziale Unterstützung empfindet, muss die Übertragung menschlicher Regungen aber nicht uneingeschränkt geschehen, sondern kann auch kritisch differenzierend betrachtet werden. Das ist das Ergebnis einer Untersuchung von Dr. John Bradshaw an der Bristol University.

Der Mensch-Tier-Forscher und Mitbegründer der International Society for Anthrozoology (ISAZ) analysierte das Verhältnis von 75 volljährigen Tierhaltern zu ihren Katzen. Inwieweit die Besitzer bei ihren Tieren von menschlichen Gefühlsregungen ausgehen, wurde zunächst in qualitativen Interviews untersucht.

Dabei wurden die Tierhalter gebeten, Katzen auf Fotos und Videos zu beschreiben. Danach sollten sie in einer quantitativen Befragung angeben, für wie wahrscheinlich sie primäre Empfindungen wie Angst, sekundäre Gefühle wie Eifersucht oder sekundär-bewertende Emotionen wie Schuld bei ihrem Tier halten. Anschließend ermittelten die Forscher den Grad der emotionalen Unterstützung, die die Halter durch ihre Katze empfinden.

Dabei zeigte sich, dass der Glaube an primäre Emotionen (z.B. Angst) der Katze eng mit dem Ausmaß der empfundenen sozialen Unterstützung durch das Tier zusammenhängt. Für die sekundären Empfindungen (z.B. Eifersucht) traf das aber nicht zu.

„Es scheint, dass die emotionale Unterstützung, die ein Tierhalter empfindet, nicht an unkritischen Anthropomorphismus geknüpft ist – zumindest nicht an den Glauben an sekundäre Empfindungen wie Eifersucht oder Schuld“, schlussfolgert Dr. Bradshaw. Ganz ohne den Glauben an Gefühle im Tier geht es offenbar aber auch nicht: Diejenigen Tierhalter, die überhaupt nicht von Emotionen bei ihren Tieren ausgehen, empfanden den geringsten Grad sozialer Unterstützung.

Weitere Informationen:
University of Bristol, Großbritannien
Dr. John Bradshaw
E-Mail: j.w.s.bradshaw@bristol.ac.uk