Beitrag Mensch&Tier

Mittwoch, 03. August 2011

30 Jahre Forschung zur Mensch-Tier-Beziehung

Die in vielerlei Hinsicht innovative Forschungsgruppe am Psychologischen Institut der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität, die sich der Erforschung der Psychologie der Mensch-Tier-Beziehung gewidmet hat, ist sicherlich die früheste Gründung einer solchen Institution an einer deutschen Universität. Gegründet wurde die Gruppe durch Prof. Dr. Reinhold Bergler, dem Lehrstuhlinhaber für Sozial- und Wirtschaftspsychologie am Psychologischen Institut der Universität Bonn.

Heute gehören zum Führungsteam der Forschungsgruppe außerdem:

  • Prof. Dr. med. vet. Ellen Kienzle (Lehrstuhl für Tierernährung und Diätetik an der Tierärztlichen Fakultät der Universität München)
  • Prof. Dr. phil. Dipl.-Psych. Tanja Hoff (Professorin für Psychosoziale Prävention, Intervention und Beratung an der Katholischen Hochschule NRW, Abt. Köln; Psychologische Psychotherapeutin i.A., Systemische Familientherapeutin)
  • Dr. phil. Dipl.-Psych. Silke Wechsung (wissenschaftliche Mitarbeiterin der Forschungsgruppe und TÜV Rheinland Consulting GmbH)
  • Dr. med. vet. Britta Dobenecker (Akad. Oberärztin und stellvertretende Lehrstuhlleitung an der Tierärztlichen Fakultät der Universität München)

Forschungsgegenstände der interdisziplinär arbeitenden Gruppe sind:

  • Die Entwicklung von validen Methoden zu theoretisch begründeten Differentialdiagnosen der artspezifischen Mensch-Tier-Beziehung, deren Anwendung bei spezifischen Zielgruppen (allgemeine Bevölkerung, Kinder, Jugendliche, alte Menschen, Behinderte, Blinde, Menschen in Lebenskrisen u.a.) und deren psychologische Begründung.
  • Die Analyse der psychologischen, pädagogischen, präventiven und therapeutischen Bedeutung von Haustieren (Hunde, Katzen, Fische, Pferde) und deren Zusammenhang mit der individuellen Mensch-Tier-Beziehungsqualität und dem persönlichen Beziehungsverhalten.
  • Die Untersuchung des Präventions- und Therapieverhaltens in Bezug auf die eigenen Haustiere unter Berücksichtigung der Beziehungsqualität von Tierarzt und Tierhalter (Bedingungen des Compliance-Verhaltens).
  • Bei der Entwicklung und Anwendung tiergestützter Therapieformen stellt sich der Forschungsgruppe vor allem die Frage, inwieweit verschiedene Ansätze den zu fordernden wissenschaftlichen Kriterien in Theorie, Methodik und systematischer Erfolgskontrolle gerecht werden. Dabei geht es auch um die systematische Weiterentwicklung verschiedener tierbezogener Therapieformen und die Analyse der Rahmenbedingungen einer kriteriumsbezogenen Effektivität, und dies auch im Vergleich mit anderen, nicht tierbezogenen möglichen Therapieformen.
  • Die Untersuchung menschlichen Fehlverhaltens im Umgang mit Haustieren. Wissenschaftliche Psychologie, Tiermedizin und Verhaltensforschung müssen auf Basis der Diagnose der individuellen Mensch-Tier-Beziehung hinreichend erklären und vorhersagen können, worin Fehlentwicklungen, Gesundheitsschädigungen (z.B. Übergewicht, Impfdefizite) sowie Tierquälerei bei Haustieren psychologisch begründet sind.
  • Die fortschreitende Ausdifferenzierung der Forderungen zur Mensch-Tier-Beziehung unter Einbeziehung gesellschaftlicher Rahmenbedingungen und gesetzlicher Reglementierungen, auch unter dem Aspekt der artgerechten Haltung, zwingt zu Forschungen über Verhaltensstörungen von Heimtieren, deren eindeutige Diagnose, Ursachen und Therapiemöglichkeiten.

Die bisherigen Forschungsprojekte und -ergebnisse wurden seit 1986 in zahlreichen Monographien, Zeitschriftenartikeln, Kongressbeiträgen und Dissertationen publiziert. Die Internetpräsenz der Forschungsgruppe dokumentiert 31 einschlägige Bücher und Zeitschriftenartikel, sowie die umfangreiche, internationale Vortragstätigkeit auch im interdisziplinären Umfeld. Ausführlich werden eine Reihe von Forschungsergebnissen in der Schriftenreihe zur Psychologie der Mensch-Tier-Beziehung (Roderer Verlag Regensburg) vorgestellt.

Weitere Informationen und Kontakt:
Prof. Dr. R. Bergler, Forschungsgruppe
Universität Bonn, Psychologisches Institut
www.aow-bonn.de/www/wir/bergler/mensch-heimtier-beziehung.html