Beitrag Mensch&Tier

Foto: Ingrid Stephan

Dienstag, 15. Dezember 2020

„Wir wären fast in die Knie gegangen“

Am Institut für soziales Lernen mit Tieren stand für Ingrid Stephan ab Mitte März für zehn Wochen alles still. Einschränkungen und Energie für Neues waren nötig, um wieder auf Kurs zu kommen.

 Welche Auswirkungen hat die Corona-Pandemie auf Ihre Arbeit?

Jegliche Arbeit in Kindertagesstätten, Schulen, Pflege-heimen mussten wir ab März einstellen, ebenso alle tiergestützten Interventionen und Kurzzeittherapien auf dem Gelände. Weiterbildungen konnten nicht mehr als Präsenzveranstaltungen stattfinden. Meine Mitarbeiter musste ich in Kurzarbeit schicken oder kündigen. Es galt, täglich 63 Tiere zu versorgen. Als im April die ersten Abmeldungen für die Weiterbildungen eintrafen, dachte ich, wir gehen in die Knie.  

Wie gehen Sie aktuell mit der Situation um?

Ab Juni konnten wir viele Einzeltermine nachholen. Mein Eindruck ist, dass viele Menschen durch den Lockdown über ihre Perspektiven nachgedacht haben. Plötzlich gab es vermehrt Anmeldungen für die Fortbildungen. Dank unserer guten Kommunikation mit dem Landesgesundheitsamt haben wir gemeinsam Wege gefunden. So ist vieles derzeit eine Mischung aus Präsenz- und Onlineveranstaltungen mit kleineren Gruppen, wir sind auf größere Räume und ins Freie ausgewichen. Die Arbeit und Organisation ist viel zeitaufwändiger – aber ich bin dankbar, dass es weitergeht.

Was raten Sie den Absolventen Ihres Instituts?

Unser Tipp lautete schon immer: Sucht euch mehrere Standbeine! Ergo- und Psychotherapeuten können ihre Arbeit genauso fortsetzen wie Pädagogen – wenn auch eine Zeitlang ohne die positiven Aspekte der tiergestützten Intervention.

Welche Wünsche und Forderungen haben Sie an Politik und Behörden?

Ich wünsche mir, dass unser Berufsfeld noch mehr Verbreitung findet. Außerdem, dass tiergestützte Intervention bei den Krankenkassen mehr Anerkennung findet. Dafür sollte die Politik sorgen, denn wir können mittlerweile auf unzählige Studien zurückgreifen, die die positiven Folgen tiergestützter Arbeit wissenschaftlich belegen! 

Ingrid Stephan l Institut für soziales Lernen mit Tieren l info@remove-this.lernen-mit-tieren.de l www.lernen-mit-tieren.de