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Mittwoch, 08. Oktober 2025

Umgang mit Tieren online lernen

Kontakt mit Tieren kann bei Kindern Empathie und Sozialverhalten fördern. Wie aber verhält es sich mit online-basierten Angeboten zum Kontakt mit Tieren? Britische Lernpsychologinnen haben ein Programm für Grundschulkinder namens „Mr T’s Tickles Workshop“ evaluiert.

Tiere fördern soziale Fähigkeiten, sie unterstützen beim Lernen oder sie holen emotional aus dem Schneckenhaus heraus: Ob Hund, Katze, Huhn, Fisch oder Pferd – tiergestützte Inventionen sind gefragt. So kommen auch in Kindergärten, Schulen und anderen Lernumgebungen immer öfter gezielt Tiere zum Einsatz. Wie effektiv einzelne Ansätze sind, ist jedoch in vielen Bereichen noch unerforscht.

Online-Workshop zum Umgang mit Tieren

Drei Lernpsychologinnen aus Großbritannien haben sich dieser Lücke angenommen. Das Team rund um Dr. Unaiza Iqbal, eine Spezialistin für frühkindliche Entwicklung, hat die Effekte von „Mr T’s Tickles Workshop“ untersucht – ein anderthalbstündiger, einmalig stattfindender Online-Workshop für Grundschulklassen zum Umgang mit Hunden sowie zum Thema Gewalt gegenüber Tieren. Entwickelt wurde er im Rahmen von „Fostering Compassion“, einem übergreifenden Erziehungsprogramm, das die Zusammenhänge zwischen Tiermissbrauch, Kindesmissbrauch, Missbrauch im Erwachsenenalter und generell zwischenmenschlicher Gewalt angeht.

In dem Workshop machen die Kinder zum Beispiel Übungen, die lehren, die Emotionen von Hunden zu erkennen. Sie basteln eine „Wohlfühlkiste“ mit Pflegeutensilien für ältere Hunde und legen einen „Krug der Erinnerungen“ an, in dem sie Notizen, Fotos oder kleine Gegenstände sammeln, die sie mit Hundebegegnungen verbinden. Manchmal bauen die Lehrkräfte auch den Besuch eines echten Hundes mit ein. 

Befragung von 120 kleinen Teilnehmern

Die Wissenschaftlerinnen haben das Programm mit einer Befragung von insgesamt 120 Kindern vor und nach dem Workshop evaluiert. Die Antworten wurden mithilfe einer kodierten Inhaltsanalyse statistisch ausgewertet und dabei vier Teilnehmerklassen mit einer Kontrollklasse verglichen.

Das Ergebnis: Die Kinder, die bei dem Programm mitgemacht hatten, konnten Hunde hinterher deutlich besser lesen als vor dem Workshop – ein klarer Erfolg. In anderer Hinsicht fällt die Wirkung vage aus, etwa, was die Haltung zu absichtlicher Aggression gegenüber den Tieren betrifft. So änderte das Programm nichts an den Ausgangswerten. Vielmehr ergab die zweite Befragung in der Kontrollgruppe sogar mehr Akzeptanz von Aggressivität gegenüber Tieren als vorher. Die Wissenschaftlerinnen deuten dies dennoch als eine positive Wirkung des Programms: Bei den Workshop-Kindern sind die Werte gleichgeblieben und haben sich nicht verschlechtert.

Wiederholung in fortgeschrittenem Alter

Überraschenderweise zeigte sich auch bei den Kenntnissen zu den Bedürfnissen und dem Empfindungsvermögen von Hunden kein Vorher-Nachher-Unterschied. Ein Grund könnte sein, dass das Programm eine „Wohlfühlbox“ gezielt für alte Hunde vorsieht und es Grundschulkindern noch schwerfällt zu verallgemeinern, schreiben die Autorinnen. 

Auch wenn diese Ergebnisse dem Programm nur Teilerfolge zuschreiben: Alle teilnehmenden Kinder gaben an, es habe viel Spaß gemacht – eine wichtige Voraussetzung für jede Form erzieherischer Vermittlung. Darauf aufbauend könnten Änderungen an einzelnen Übungen oder auch eine spätere Wiederholung, zum Beispiel angepasst an ein fortgeschritteneres Alter, zu weiteren positiven Entwicklungen führen.  

Universität Edinburgh | Fachbereich Sozialwissenschaften | Dr. Unaiza Iqbal | U.Iqbal@remove-this.sms.ed.ac.uk