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Das Summen der Bienen, die Luft, die Ruhe - Erwin Nowitzki hilft den Patienten dabei, sich beim Imkern selbst zu finden. Foto: © iStock / Valengilda

Freitag, 01. April 2022

Therapeutisches Imkern

In der Hans-Prinzhorn-Klinik, einer Klinik des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe, arbeiten Patienten mit psychischen Erkrankungen an der Herstellung von frischem Honig. Die Arbeit mit den Bienen soll helfen, zur Ruhe zu kommen und die Natur mit all ihren Sinneseindrücken wahrzunehmen.

An manchen Tagen ist Sonja von ihrem Leben überfordert. All die Eindrücke, all die Gefühle, all die Erwartungen - es ist einfach zu viel. An manchen Tagen trifft ihre Depression sie so hart, dass sie es kaum schafft, einen Fuß aus dem Bett zu setzen. Geschweige denn im hektischen Alltag zu funktionieren.

Deshalb hat sie sich Hilfe in der sauerländischen Hans-Prinzhorn-Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und psychosomatische Medizin in Nordrhein-Westfalen gesucht. Neben dem ausgebildeten Personal gibt es hier seit 2018 kleine Helfer, die bei der stationären Therapie unterstützen: Bienen. Verantwortlich für dieses außergewöhnliche Angebot ist der ehemalige Krankenpfleger Erwin Nowitzki, der sich seit bald 40 Jahren in seiner Freizeit als Imker betätigt. Heute führt er diese Arbeit in der Klinik quasi ehrenamtlich fort, da er sich schon im passiven Teil seiner Altersteilzeit befindet.

„Sich überwinden, die Ruhe bewahren - das sind wichtige Erfahrungen für Menschen mit Depressionen oder Angststörungen“, berichtet Nowitzki über die zentralen Elemente dieser tiergestützten Intervention. Darüber hinaus soll die Arbeit mit den Bienen helfen, die positiven Aspekte des Lebens bewusster wahrzunehmen: „Ich möchte den Patienten in die Natur bringen, die Bedeutung von Natur vermitteln. Das bewusste Wahrnehmen von Blumen, Blüten und Bienen, das Rauschen der Bäume. Die Natur fördert die Sensibilität“, sagt Nowitzki.

Um dieses Ziel zu erreichen, begleiten Sonja und fünf weitere Patienten den Imker bei seiner Arbeit an den Bienenstöcken oder helfen in den ruhigeren Wintermonaten bei Kontrollgängen oder dem Bau neuer Rahmen für die Waben.

Das Ergebnis kann sich sehen lassen: 75 Kilogramm Prinzhorn-Honig entstehen pro Jahr und werden zum Selbstkostenpreis in 250-Gramm-Gläsern verkauft oder an die Patienten verschenkt. So hat Sonja letztlich nicht nur dank der Bienen gelernt, wie sie zur Ruhe kommen und sich motivieren kann, sondern auch das Imkern als neues Hobby entdeckt. Und bei jedem Brot oder Tee mit Honig wird sie daran erinnert, was sie selbst dort Produktives geleistet hat.

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