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c Hong Kong University

Mittwoch, 02. Februar 2022

Studie aus Hong Kong

Ein Team von Wissenschaftlern aus Hong Kong hat ein Drei-Phasen-Modell entwickelt, um tiergestützte Aktivitäten in Schulen zu etablieren. Die Evaluation des Pilotprogramms zeigt, dass der Kontakt zu Hunden die sozialen und emotionalen Kompetenzen von Grundschülern in vielerlei Hinsicht verbessert.

Dr. Paul W. C. Wong ist Psychologe und Privatdozent an der Universität von Hong Kong. Seit vielen Jahren beobachtet er, wie sich Menschen in Städten zunehmend von der Natur entfremden und die Wertschätzung für überlebenswichtige Ökosysteme sinkt. „Die schnelle Urbanisierung der letzten Jahrzehnte hat nicht nur zu Wirtschaftswachstum, höherem Bildungsniveau und technologischer Entwicklung geführt, sondern auch zu Risiken wie Umweltverschmutzung, ansteckenden Krankheiten und Problemen mit der geistigen Gesundheit“, beschreibt Dr. Wong in einer im Online-Fachjournal „Plos One“ erschienenen Studie.

Der Psychologe führt das unter anderem darauf zurück, dass viele Städter kaum Kontakt zu Tieren haben. Daraus könnte ein gefährlicher Mangel an Wertschätzung für andere Lebewesen und unser gesamtes Ökosystem resultieren. In einigen Individuen entwickele sich sogar ein so starker Egozentrismus, dass es komplett an Empathie für die Mitmenschen fehle.

Dem will ein Forscherteam um Dr. Wong mit dem breit aufgestellten tiergestützten Programm CARing Kids an Schulen entgegenwirken. Soziale und emotionale Kompetenzen von Grundschülern stehen im Fokus des Drei-Phasen-Modells, das nach einem erfolgreichen Pilotprogramm die Ausweitung auf weitere Schulen vorsieht (siehe Grafik).

Die erste Evaluation der zwischen Oktober 2018 und Januar 2019 durchgeführten Aktivitäten an zwei Schulen zeigt erste Erfolge: Für die Pilotstudie wurden 110 Schüler in eine Interventionsgruppe mit Tierkontakt sowie eine Kontrollgruppe ohne Tierkontakt eingeteilt. Die Interventionsgruppe erhielt regelmäßig Besuch von ausgebildeten Hunden, die professionell in ein Leselernprogramm eingebunden wurden. Mit verschiedenen qualitativen und quantitativen Methoden wie Interviews und Fragebögen ermittelten die Wissenschaftler, ob sich auf diesem Weg kognitive Kompetenzen und Empathie steigern und Hyperaktivität reduzieren ließen. Dr. Wong zieht in seiner Veröffentlichung ein positives Fazit: „Die qualitative Analyse der gewonnenen Daten zeigt Verbesserungen bei den Schülern in drei Bereichen: Selbstbeherrschung, Sozialverhalten und Verbesserung der Lesefähigkeit.“

Nun soll CARing Kids in den kommenden Jahren auf weitere Schulen ausgeweitet werden. Ziel ist nicht nur, die Schüler fit für ein soziales Miteinander zu machen, sondern auch die Lehrkräfte zu befähigen, selbst tiergestützte Programme zu implementieren und umzusetzen.

The University of Hong Kong l Affiliation Department of Social Work and Social Administration l Dr. Paul W. C. Wong l paulw@remove-this.hku.hk