Mittwoch, 08. Oktober 2025
Schöne Fische sind besser geschützt
Gutes Aussehen bringt Vorteile. So gelten hübsche Menschen als erfolgreicher, geselliger, kreativer oder intelligenter und wir schenken ihnen mehr Aufmerksamkeit. Ähnlich ist das bei Fischen und Flusskrebsen, zeigt eine serbische Studie: Sehen die Arten besonders attraktiv aus, besteht mehr Bereitschaft, sie zu schützen.
Manchen Menschen vertrauen wir mehr als anderen. Sie bekommen leichter einen Job und spielend mehr Gehalt. Wir reißen uns um ihre Freundschaft und stehen ihnen oft hilfsbereiter gegenüber als anderen. Aber sind sie wirklich verlässlicher oder klüger, sind sie netter, haben sie größeres Verhandlungsgeschick oder brauchen sie tatsächlich mehr Unterstützung? Nein. Sie sind manchmal nur optisch besonders anziehend.
Studie mit Süßwasserfischen und Flusskrebsen
Dahinter steht der sogenannte Halo-Effekt: Attraktivität wirkt auf uns wie ein überstrahlender Heiligenschein. So gestehen wir gutem Aussehen bereitwillig mehr Vorteile zu und verhalten uns danach. Das betrifft auch unser Verhalten in puncto Umwelt- und Artenschutz. Auch hier hängen buntes Schillern und unsere Offenheit für Schutzmaßnahmen offenbar eng zusammen. Wissenschaftler der Universität Belgrad haben dies am Beispiel von Süßwasserfischen und Flusskrebsen näher untersucht.
Hierzu haben Experten um den Fischereibiologen Boris Lipták eine Online-Befragung mit 118 Teilnehmern gemacht – darunter Frauen wie Männer, junge und ältere Menschen, mit unterschiedlichem Bildungsstand sowie mehr oder weniger Vorwissen zum Thema biologische Vielfalt oder invasive Arten. Alle sahen sich Bilder von gefährdeten und invasiven Arten an. Dabei sollten sie deren Attraktivität bewerten und auf einer Skala von eins bis sieben ihre Bereitschaft zum Artenschutz angeben.
Äußere Erscheinung als entscheidender Faktor
Das Ergebnis: Besser schön als klug, denn ganz offenbar können wir besser sehen als denken. Diesen landläufigen Witz hat die Studie einmal mehr als Regel belegt. So erwies sich das äußere Erscheinungsbild der Tiere als der entscheidende Faktor. Je außergewöhnlicher und faszinierender, desto eher scheinen wir engagiert, etwas für den Arterhalt zu tun.
Daneben stellte sich heraus, dass Flusskrebse gegenüber Fischen als noch attraktiver angesehen werden. Und bei der Abstufung zwischen gefährdeten heimischen Arten gegenüber invasiven Arten punkteten die heimischen Arten mehr.
Umweltprogramme, die sich mit Seen, Flüssen, dem Meer und deren Tierleben beschäftigen, können sich dies zunutze machen: Attraktive, heimische und gefährdete Arten als optische Flaggschiffe nutzen – denn Schönheit zieht, sowohl bei der Gesellschaft allgemein als auch bei politischen Entscheidungsträgern.
Universität Belgrad | Fachbereich Hydroökologie und Gewässerschutz | Boris Lipták | liptaq.b@gmail.com
