Beitrag Mensch&Tier

Kaffee trinken mit Kater: Für viele Menschen ist das eigene Tier eine Kraftquelle im Alltag. Foto: Pixabay / Pexels

Mittwoch, 02. Februar 2022

Rettungsanker gegen Depressionen

Hunde und Katzen können bei psychischen Problemen neuen Lebensmut geben, wie eine Studie aus Schottland zeigt.

„Egal, wie traurig ich bin – wenn ich meine Katzen spielen sehe, muss ich lächeln.“

„Wenn ich mich morgens schlecht fühle, sorgt mein Hund dafür, dass ich trotzdem aufstehe und mit ihm laufe. Dann fühle ich mich besser.“

„Lege ich meine Hand auf ihr Fell und fühle ihre Wärme, werden meine Angst- und Panikgefühle weniger.“

Diese Zitate stammen von Probanden einer schottischen Studie, die mehrheitlich unter Depressionen leiden. Damit sind sie nicht allein. Die Zahlen sind bedrückend: Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schätzt, dass weltweit mehr als 300 Millionen Menschen an Depressionen leiden – das sind 4,4 Prozent der Weltbevölkerung. Die Diagnose hat auch Folgen für die körperliche Gesundheit und wirkt oft lebensverkürzend. Der Kampf gegen die psychische Krankheit ist also für die Wissenschaft ein großes Thema.

Gesellschaftliche Relevanz erhält in diesem Kontext eine qualitative Studie der Universitäten West-Schottland und Edinburgh: Das Forscherteam um die Psychologin Dr. Roxanne D. Hawkins befragte 119 erwachsene Tierhalter. 41 davon lebten mit einer diagnostizierten psychischen Erkrankung, 70 Personen berichteten von aktuellen psychischen Problemen. Alle füllten einen Fragebogen aus, der sich um ihre Heimtiere und ihren mentalen Zustand drehte.

Mithilfe einer Codierung ermittelten die Wissenschaftler sieben Themenkomplexe, die in den Antworten dominierten. „Sechs dieser Themen umfassten die Vorteile der Tierhaltung: Sie beschrieben gesteigerte Lebensfreude und Motivation, reduzierte Angst- und Paniksymptome, verbesserte soziale Beziehungen, weniger Einsamkeit sowie einen verbesserten Heilungsprozess der psychischen Erkrankung“, erläutern die Forscher die Ergebnisse ihrer im Fachblatt „Anthrozoös“ erschienenen Untersuchung. Das siebte Thema umriss negative Folgen der Tierhaltung, nämlich die Angst der Besitzer, dass es ihrem Tier an etwas fehlt, es krank wird oder stirbt.

„Es ist bemerkenswert, wie Heimtiere unseren Ergebnissen zufolge Panikattacken, Suizidversuche und den Drang zur Selbstverletzung verhindern“, schlussfolgern die Wissenschaftler. Dies geschehe sowohl durch direkte Mechanismen – beispielsweise Angstreduzierung durch Berührung – als auch auf indirektem Wege, beispielsweise durch die Ablenkung von Grübeleien.

Dennoch sollten Tiere nicht als Therapeuten verstanden werden. „Sie können keine psychischen Krankheiten ‚behandeln‘ und sollten demnach auch nicht so behandelt werden“, heißt es in der Studie.

University of the West of Scotland l Dr. Roxanne D. Hawkins l roxanne.hawkins@remove-this.uws.ac.uk