Beitrag Mensch&Tier

Bianca Reiß, Klinikmanagerin der Parkklinik Heiligenfeld, besitzt selbst vier Hunde und kennt daher deren heilsame Wirkung. Foto: Bianca Reiß

Dienstag, 01. August 2017

Psychotherapie für Hund und Halter

Der Klinikverbund Heiligenfeld in Bayern bietet Patienten mit psychosomatischen Störungen die Chance, sich und das eigene Heimtier gemeinsam behandeln zu lassen.

Oft denkt Bianca Reiß an die Patientin, die sinnbildlich für den Erfolg ihres Herzensprojekts steht: Die Frau kam nicht nur mit einer schweren Persönlichkeitsstörung in die Parkklinik Heiligenfeld, sondern auch mit ihrem Hund. Auch dem Tier ging es damals schlecht. Es fraß nur wenig, hatte ein auffällig stumpfes Fell und kahle Stellen am ganzen Körper. Gemeinsam bezogen die beiden eines der sogenannten Tierzimmer in der Parkklinik Heiligenfeld in Bad Kissingen, in der Bianca Reiß als Klinikmanagerin arbeitet.

Dem Engagement von Reiß ist es zu verdanken, dass die Patientin während ihrer gesamten Therapie ihren Hund bei sich haben konnte. 2010 hatte Reiß, selbst vierfache Hundebesitzerin, das Projekt der Tierzimmer initiiert. „Eine Behandlung von Erkrankungen wie Depressionen, Ängsten, Essstörungen oder Psychosen kann Wochen oder Monate dauern“, sagt Reiß. „Für so manchen erkrankten Tierhalter war das früher ein Grund, auf eine stationäre Behandlung zu verzichten. Ich habe oft die Not der Patienten gespürt, die sich zwischen der dringend benötigten Therapie und dem Zusammenleben mit ihrem Vierbeiner entscheiden mussten. Die große Nachfrage nach den Tierzimmern hat inzwischen dazu geführt, dass das Konzept auf drei weitere Kliniken im Verbund ausgeweitet wurde. 35 Zimmer stehen nun für Patienten und ihre Vierbeiner zur Verfügung. 

Für die Patientin mit der Persönlichkeitsstörung und ihren Hund stellte es sich als Glücksfall heraus, dass sie ausgerechnet in die Parkklinik Heiligenfeld gekommen waren. Sie nutzten dort das Angebot der sogenannten tierbegleiteten Therapie: Bei diesem bundesweit einmaligen Verfahren binden die speziell geschulten Psychotherapeuten sowie eine Hundetrainerin die Vierbeiner in die Behandlung ein. „Die meisten Tierhalter entscheiden sich gern dafür, gemeinsam mit ihrem Hund psychotherapeutisch zu arbeiten“, sagt Reiß. Vielen Menschen sei nicht bewusst, wie stark sich ihr eigenes Befinden auf das Tier überträgt und dieses auch belastet. Dieser Spiegel-Effekt könne beispielsweise in der Therapie von Depressionen und Ängsten sehr wirksam genutzt werden und hilft den Patienten, sich selbst besser zu verstehen. Eine Studie des Universitätsklinikums Regensburg belegt den Erfolg der tierbegleiteten Therapie: 82 Prozent der befragten 80 Patienten sind der Meinung, durch die Integration des Hundes in die stationäre Therapie größere Fortschritte gemacht zu haben als ohne Hund. 

Davon konnte auch der Hund mit den kahlen Stellen im Fell profitieren. Als sich das Wohlbefinden und die Interaktion mit seiner Besitzerin verbesserten, wuchsen Fell und Appetit gleichermaßen. „Es war sehr berührend, wie es den beiden besser ging und sie in einer wunderbaren Beziehung zueinander nach Hause gehen konnten“, erinnert sich Reiß.  

Kontakt: Parkklinik Heiligenfeld l Bianca Reiß l Bismarckstraße 36-44 l 97688 Bad Kissingen l  bianca.reiss@remove-this.heiligenfeld.de l www.heiligenfeld.de