Beitrag Mensch&Tier

Die Autorinnen Dr. Karin Hediger (l.), Fachpsychologin für Psychotherapie und Reittherapeutin, und Roswitha Zink, Psychotherapeutin für Integrative Therapie und Reittherapeutin, setzen aufs Pferd. Foto: Arnd Ötting

Freitag, 11. Januar 2019

„Pferdegestützte Traumatherapie“

Das Pferd als Türöffner zum Klienten: Mithilfe der großen sanften Tiere können Therapeuten selbst therapiemüde Menschen erreichen, schreiben die Autorinnen Dr. Karin Hediger und Roswitha Zink.

Die Autorinnen erklären die Möglichkeiten und Grenzen pferdegestützter Traumatherapie unter anderem am Beispiel der 17-jährigen Hannah. Hannah leidet an einer posttraumatischen Belastungsstörung und hat bereits mehrere Therapien abgebrochen, ehe sie sich zunächst auf ein erlebnispädagogisches Pferdetrekking einlässt und in der Folge auf eine pferdegestützte Therapie.

Bei vielen pferdegestützten Interventionen liege der Fokus auf der Pflege des Pferds sowie auf Bodenarbeitsübungen, schreiben Hediger und Zink. In Hannahs Fall aber entpuppt sich das Reiten auf Therapiepferd Tamino als wesentlicher Faktor für den therapeutischen Erfolg. „Sie genießt den Körperkontakt, will sich spüren und das Risiko suchen“, schildern die Autorinnen beispielhaft in einem tagebuchartigen Einschub, wie die junge Patientin mithilfe des Pferdes Lebensfreude und Selbstbewusstsein gewinnt. In einem späteren Abschnitt konstatieren Hediger und Zink: „Hannah wirkt wie ein neuer Mensch (…) Ihre Ausstrahlung macht nicht nur Tamino Lust, diese Persönlichkeit kennenzulernen.“

Bei aller Begeisterung, die das Beispiel Hannahs im Leser für die pferdegestützte Traumatherapie wachruft, versäumen es die Autorinnen nicht, Kehrseiten des Ansatzes aufzuzeigen. So schreiben sie im Kapitel „Risiken und Grenzen“: „Mit pferdegestützten Interventionen lässt sich kaum Geld verdienen, wenn man sowohl den Pferden als auch den Patienten gerecht werden will.“ Davon unberührt glauben Hediger und Zink, dass sich sowohl die tiergestützte Psychotherapie im Allgemeinen als auch die Traumatherapie mit Pferden im Besonderen fortentwickeln wird. Mit ihrem Buch hoffen die Autorinnen, „einen Ausgangspunkt“ dafür geschaffen zu haben.

Karin Hediger und Roswitha Zink l Pferdegestützte Traumatherapie l Ernst Reinhardt Verlag l 162 Seiten l 24,90 Euro l ISBN 978-3-497-02724-8