Beitrag Mensch&Tier

Die Aussicht auf Kontakt mit einem Pferd motiviert viele Studierende zu einer Gruppentherapie. Foto: © Pixabay / mammiya

Freitag, 01. April 2022

Pferde als Türöffner zur Gruppentherapie

Angststörungen unter Studierenden sind auf dem Vormarsch. Um möglichst vielen Betroffenen psychologische Unterstützung zu gewähren, braucht es ein Zugpferd für Gruppentherapien: Einer Studie zufolge sind pferdegestützte Angebote dafür gut geeignet.

Im vergangenen Jahrzehnt ist die Zahl der Studierenden, die psychologische Hilfe suchen, stetig gestiegen: Eine 2019 durchgeführte Untersuchung zeigt, dass jeder zehnte Studierende unter psychischen Problemen leidet und Unterstützung benötigt. 60 Prozent der Hilfesuchenden leiden der Untersuchung zufolge unter Ängsten. Besonders Frauen sind davon betroffen.

„Angststörungen zeigen sich durch exzessives Grübeln und Sorgenmachen, das schwer zu kontrollieren ist und das Funktionieren im Alltag stark erschwert“, fassen Wissenschaftler der North Dakota State University in einer im „HAI Bulletin“ veröffentlichten Studie zusammen. „Da der Andrang auf Beratungs- und Therapieangebote so groß ist, gibt es lange Wartelisten“, schreiben die Wissenschaftler weiter. Gruppentherapien könnten lange Wartezeiten verkürzen, seien aber stigmatisiert und gerade für junge Menschen, die unter Ängsten und sozialer Isolation leiden, kein einfacher Schritt.

Um einen Anreiz für die Gruppentherapie zu schaffen, sollen deshalb Pferde buchstäblich als Zugpferde eingesetzt werden: Eine Pilotstudie der North Dakota State University bot sechs Studentinnen pferdegestützte Gruppensitzungen an. Die jungen Frauen besuchten gemeinsam über sieben Wochen hinweg wöchentlich ein 90-minütiges Therapieangebot. Zu Beginn und zum Ende beantwortete jede Teilnehmerin mehrere codierte Fragebögen.

Die Interaktion mit den Pferden umfasste verschiedene Übungen, die darauf abzielten, die Selbstwahrnehmung, Stresstoleranz und Emotionsregulierung zu verbessern. Die Auswertung der Fragebögen zeigte, dass sich besonders das Zugehörigkeitsgefühl zu einer Gemeinschaft bei den jungen Frauen durch die Therapiestunden verbesserte. Zudem sank die psychische Belastung, die durch eine zu strenge Selbstbewertung und ein Gefühl der Isolation entsteht. Die Werte bezüglich Ängsten und Depressionen konnten sich nicht verbessern, was die Forscher auf das Konzept der Pilotstudie mit einer möglicherweise zu kurzen Therapiedauer von nur sieben Wochen zurückführen.

Ein besonders positiver Effekt des Pferdekontakts war offenbar die Attraktivität tiergestützter Angebote. „Mehrere Studentinnen berichteten, dass sie ohne die Pferde nicht an der Gruppentherapie teilgenommen hätten“, heben die Wissenschaftler in ihrer Auswertung hervor. „Zudem erschienen die Frauen deutlich regelmäßiger und zuverlässiger zu den pferdegestützten Sitzungen als es bei anderen Gruppenangeboten der Fall ist.“ 

North Dakota State University Department of Animal Sciences | Erika L. Berg l erika.berg@remove-this.ndsu.edu