Beitrag Mensch&Tier

Donnerstag, 19. Mai 2011

Notwendigkeit einer gezielten Anwendung Tiergestützter Aktivitäten

In verschiedenen Studien wurde bereits der Nachweis geführt, dass Tiergestützte Aktivitäten einen positiven Einfluss auf Jugendliche haben können, die durch aggressives oder unsoziales Verhalten auffällig geworden sind. Arnold Arluke, Professor für Soziologie und Anthropologie an der Northeastern University, Boston (USA), untersuchte nun am Beispiel von Anti-Gewalt-Programmen, wie Tiergestützte Konzepte in einem solchen Therapiekontext konkret umgesetzt werden. Das Fazit: Zur Sicherstellung eines erfolgreichen Therapieverlaufs sollten alle für den Einsatz von Tieren relevanten Faktoren stärker auf die individuellen Ausgangssituationen und die sozialen Umstände der auffällig gewordenen Jugendlichen abgestellt werden.

Für die Therapiearbeit mit Tieren in Anti-Gewalt-Programmen existieren bislang keine allgemein anerkannten und fundierten Leitlinien. Auch dies ist eine Ursache dafür, dass insbesondere neue und in der Integration von Tieren in den Therapieverlauf nicht geübte Therapeuten häufig einfach die ihnen bekannten und etablierten Vorstellungen vom Ablauf einer Therapiestunde anwenden – ohne die Besonderheiten eines Tiergestützten Einsatzes zu berücksichtigen. Da sich der zusätzliche positive Effekt mit dieser Vorgehensweise nicht immer realisieren lässt, wäre der zusätzliche Aufwand, den eine Integration Tiergestützter Elemente in der Regel mit sich bringt, nicht gerechtfertigt.

Für die Untersuchung wurden 116 Mitarbeiter und jugendliche Teilnehmer von fünf Programmen mit Tiergestützten Aktivitäten befragt. In den Interviews wurde u.a. den Fragen nachgegangen, welche sozialen Erfahrungen Jugendliche nach Ansicht der Mitarbeiter in einem Anti-Gewalt-Programm mit Tieren machen sollten und welche sie tatsächlich machten. Die Ergebnisse zeigen ein differenziertes Bild: Neben der unterschiedlichen Wirksamkeit einzelner Elemente konnte auch ermittelt werden, welche Therapieelemente allein oder in Kombination effektiver waren; einige Probanden profitierten bereits durch die bloße Nähe und den körperlichen Kontakt zum Tier, für andere wurden positive Effekte erst durch intensive, aktive und gemeinsame Bewegung erzielt.

Auf der Basis dieser Ergebnisse formulierte Arluke die Zielsetzung, dass unter Effizienzgesichtspunkten bei der Integration von Tiergestützten Aktivitäten zukünftig noch gezielter die individuellen Bedürfnisse der Therapieteilnehmer berücksichtigt werden müssen – und als Voraussetzung für jede Form einer Einbindung von Tieren in bestehende Therapieprojekte der Schulung und Sensibilisierung der beteiligten Fachkräfte noch größere Priorität eingeräumt werden sollte.

Weitere Informationen und Kontakt:
Arnold Arluke, Northeastern University, Boston (USA)
E-Mail: a.arluke@remove-this.neu.edu