Beitrag Mensch&Tier

Neugierige Meerschweinchen unterstützen Klaudia (l.) und Paulina (r.) Tiemeshen bei ihrer Arbeit in Pflege- und Behinderteneinrichtungen. Foto: Geschwister Tiemeshen

Mittwoch, 14. April 2021

Mobile Glücksschweinchen zu Besuch in Pflegeeinrichtungen

Klaudia und Paulina Tiemeshen lassen sich bei ihrer Arbeit von Meerschweinchen unterstützen. Wie sie auf diese Tierart gekommen sind und welche Funktion die Meerschweinchen übernehmen, erklären sie im Interview.

Welche Eigenschaften haben Meerschweinchen, die sie für Ihre Arbeit in Pflege- und Behinderteneinrichtungen prädestinieren?

Meerschweinchen sind Fluchttiere. Sie gelten als neugierig, aber auch als scheu. Folgende Vorteile sehen wir: Wir können mehrere Tiere gleichzeitig einsetzen und den Tieren so Pausen unter Artgenossen ermög-lichen. Meerschweinchen sind klein genug, dass man sie auf den Schoß nehmen kann. Sie knabbern und fressen fast unentwegt, wenn sie sich wohlfühlen. Die Mahlbewegungen des Kiefers sind für denjenigen, der ein Meerschweinchen auf dem Schoß hat und es berührt, spürbar. Wir sehen, dass dies häufig ein Lächeln bei den Bewohnern auslöst. Das macht es für uns leichter, mit ihnen in Kommunikation zu treten.  

 

Welche Effekte haben Meerschweinchen auf Ihre Klienten?

Wir stellen einen haptischen Kontakt her zwischen Tier und Mensch. Wir fordern die Teilnehmer auf, die Meerschweinchen auf den Schoß zu nehmen, zu streicheln, und sprechen über den Gemütszustand der Tiere. Wie erkennt man, dass sie sich wohlfühlen? An ruhiger Atmung, am Fressen, am ruhigen Verharren zum Beispiel. Wir sprechen darüber, was der Bewohner tun kann, damit sich das Meerschweinchen bei ihm wohlfühlt – langsame Bewegungen, zartes Streicheln, das Futter nicht ins Maul schieben, sondern hinhalten und vieles mehr. Oft gelingt es uns so, bei den Teilnehmern Emotionen zu wecken, über die sie dann sprechen. Sie erinnern sich beispielsweise an Erlebnisse von früher mit anderen Tieren und Freunden.

Wir fordern zu Aktivitäten auf, die leistbar sind, wie vorbereitetes Grünzeug zu verfüttern oder kleine Dinge für die Tiere zu basteln. Durch einfache Aufgaben wie das Füttern kehren insbesondere Pflegeheim-Bewohner in eine Art Versorger-Rolle zurück. Das stärkt ihr Selbstwertgefühl.

 

Was muss zum Schutz der Tiere und Teilnehmer beachtet werden?

Wir prüfen zunächst mit Stofftieren, ob die Teilnehmer diese zarten Tiere behutsam halten können. Wir geben den Tieren Zeit, sich an die Umgebung zu gewöhnen. Hierzu bauen wir eine „Oase“ auf – das ist eine Decke, die wir ausbreiten, auf der wir kleine Unterschlüpfe für die Meerschweinchen aufbauen und auf der Futter und Wasser vorhanden ist. Die Meerschweinchen kennen diese Oase vom Training zu Hause und wissen, dass sie sich dorthin zurückziehen können. Es bekommt nur derjenige ein Meerschweinchen auf den Schoß, der dies auch möchte. Meerschweinchen urinieren, wenn sie entspannt sind – darum statten wir jeden Teilnehmer mit wasserdichten Decken aus. Wir bereiten die Tiere circa ein Jahr lang intensiv vor, nehmen ihnen die Scheu vor Geräuschen und gewöhnen sie an Situationen wie das Auf-den-Schoß-Legen.

Tiergestützte Intervention Tiemeshen l info@remove-this.tiergestuetzte-intervention-tiemeshen.de l www.tiergestuetzte-intervention-tiemeshen.de