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Auf Kinder mit einer Entwicklungsstörung reagieren Meerschweinchen besonders zutraulich. Foto: @iStock / bondarillia

Mittwoch, 07. Oktober 2020

Meerschweinchen passen sich kindlichem Verhalten an

Eine französische Studie belegt, dass Meerschweinchen Entwicklungsstörungen bei Kindern wahrnehmen und ihr Verhalten entsprechend anpassen.

Über die positiven Effekte tiergestützter Intervention mit Meerschweinchen, etwa in Kindergärten oder Grundschulen, wurden bereits zahlreiche Studien durchgeführt. Der bisherige Fokus der Forschung lag meist auf der Beobachtung von Verhaltensänderungen bei Kindern in der tiergestützten Interaktion.

Ein fünfköpfiges Forscherteam um Marine Grandgeorge von der Universität in Rennes hat nun in einer Pilotstudie einen neuen Ansatz entwickelt: Die Wissenschaftler stellten die Hypothese auf, dass Meerschweinchen unterschiedliches Verhalten von Kindern wahrnehmen und darauf reagieren. Der Fokus der im Fachblatt „Animals“ erschienenen Studie lag darin, Beginn und Ende von rund 15-minütigen Begegnungen zwischen den Kindern und den Meerschweinchen zu filmen und das Verhalten der Meerschweinchen in der jeweiligen Situation zu analysieren. An der Studie nahmen vier weibliche Meerschweinchen und insgesamt 44 Kinder zwischen sechs und zwölf Jahren teil, die in zwei Gruppen aufgeteilt wurden. 22 von ihnen zeigten alterstypisches Verhalten, bei der Vergleichsgruppe lag die Diagnose einer Autismus-Störung vor. Knapp fünf Stunden aufgezeichnete Interaktion wurden ausgewertet. Faktoren wie Fressen, Ausruhen und Erkunden wurden analysiert.

„Meerschweinchen scheinen Entwicklungsstörungen bei Kindern wahrzunehmen und sind dazu in der Lage, ihr Verhalten dieser Situation anzupassen“, sagt Marine Grandgeorge. Besonders zu Beginn eines Zusammentreffens beobachteten die Wissenschaftler mehr positives Verhalten gegenüber den Kindern mit Entwicklungsstörungen, mehr Annäherung an die Kinder und häufigere Versuche der Kontaktaufnahme. Auch wenn die Ergebnisse der Studie als motivierend angesehen werden, betont die Verfasserin, dass ihre Hypothese auf ein stabileres Fundament gestellt werden muss: „Eine Replikation unserer Ergebnisse ist notwendig, nicht nur mit Meerschweinchen, sondern mit weiteren Tierarten.“

Université de Rennes 1 l Marine Grandgeorge l marine.grandgeorge@remove-this.univ-rennes1.fr