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Die Unterstützung durch das soziale Umfeld spielt eine wichtige Rolle beim erfolgreichen Einsatz von Assistenzhunden. Foto: iStock / PeopleImages

Mittwoch, 07. Oktober 2020

Leben mit Assistenzhund – was Organisationen bei der Vermittlung bedenken sollten

Vier Faktoren spielen eine entscheidende Rolle bei der Frage, ob der Einsatz von Assistenzhunden bei Menschen mit Behinderungen erfolgreich verläuft. Zu diesem Schluss kommt ein Forscherteam der La Trobe University in Südaustralien.

Ziel der von Jennifer Gravrok geIeiteten Studie war es herauszufinden, welche Erfahrungen Menschen mit Behinderungen machen, wenn sie erstmals die Unterstützung eines Assistenzhundes erfahren. Welche Herausforderungen entstehen dabei für die Klienten? Und welche Konsequenzen lassen sich daraus ableiten?

Gemeinsam mit ihrem dreiköpfigen Team hat Gravrok sieben Probanden mit unterschiedlichen Einschränkungen ausgewählt, die alle zum ersten Mal die Unterstützung eines Assistenzhundes in Anspruch nahmen. Die Wissenschaftler führten jeweils sechs Monate sowie zwölf Monate nach Beginn der hundegestützten Arbeit 30- bis 60-minütige Befragungen durch. Ergänzend zu den Teilnehmern wählten sie weitere 14 Personen aus dem Umfeld der Klienten aus, wie Familienmitglieder, Pflegekräfte sowie die zuständigen Hunde-Instruktoren, die ebenfalls befragt wurden. 

Die Ergebnisse legen nahe, dass es vier wesentliche Faktoren gibt, die den Effekt tiergestützter Arbeit mit Assistenzhunden stören oder mindern können. „Die Klienten und die weiteren Befragten berichten, dass unter bestimmten Umständen die Vorteile der Unterstützung durch geschulte Hunde verzögert oder geschmälert werden“, sagt Gravrok. „Dies sind der Gesundheits-zustand des Klienten, seine kognitiven Fähigkeiten, sein soziales Umfeld sowie hundebezogene Faktoren.“

So ergaben die Befragungen beispielsweise, dass die notwendige enge Bindung zwischen Assistenzhund und Klient nur dann herzustellen war, wenn dieser nicht aufgrund seiner Einschränkungen wiederkehrende Krankenhausaufenthalte erleben musste. Weiterhin sei es besonders bei denjenigen, die keine Erfahrung im Umgang mit Hunden haben, häufig eine zu große Herausforderung, die Fähigkeiten und das Verhalten des Hundes richtig einzuschätzen. Auch die Unterstützung aus dem sozialen Umfeld sei ein wichtiger Faktor für die erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen dem Hund und seiner Bezugsperson. 

Die Verfasser betonen: „Wir unterstreichen die Notwendigkeit von Assistenzhunden und die Vorteile, die damit einhergehen.“ Gleichzeitig sprechen sie Empfehlungen aus für vermittelnde und ausbildende Organisationen von Assistenzhunden, die ermittelten Faktoren bei der Entscheidung, ob ein Klient durch den Assistenzhund tatsächlich einen Benefit erfährt, stärker zu berücksichtigen.

La Trobe University l Jennifer Gravrok | j.gravrok@remove-this.latrobe.edu.au