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Freitag, 03. April 2020

Kultureller Hintergrund entscheidet, wie gut wir Hunde verstehen

Eine Studie aus Leipzig belegt: Die Fähigkeit des Menschen, Gesichtsausdrücke von Hunden zu deuten, ist abhängig von Kultur, Alter und Erfahrung.

Es gilt als erwiesen, dass Hunde im Laufe ihrer mehr als 30.000-jährigen Domestikation die Fähigkeit entwickelt haben, Gesten, Tonfall und Gesichtsausdrücke des Menschen zu deuten. Dem Menschen dagegen ist das nicht angeboren, fanden Forscher kürzlich heraus. 

Unter der Leitung von Dr. Federica Amici vom Max-Planck-Institut für Evolutionäre Anthropologie in Leipzig und Juliane Bräuer vom Max-Planck-Institut für Menschheitsgeschichte in Jena wurde untersucht, wie gut Menschen die Gesichtsausdrücke von Hunden verstehen und woher dieses Verständnis kommt. Die Wissenschaftler unterteilten 166 Personen nach drei Kriterien: Erwachsener oder Kind, Hundebesitzer oder Nicht-Hundebesitzer, sowie nach der Fragestellung, ob sie in einer Kultur aufgewachsen waren, die dem Hund positiv oder negativ gegenüberstand. Alle Probanden erhielten je 30 Fotos von Hunden, Schimpansen und Menschen. Deren Gesichtsausdrücke sollten sie in glücklich, traurig, wütend, ängstlich oder neutral einteilen. 

„Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass nicht unbedingt direkte Erfahrungen mit Hunden notwendig sind, um deren Gesichtsausdrücke zu verstehen“, fasst Dr. Amici zusammen. Stattdessen scheinen der kulturelle Hintergrund sowie Alter und Erfahrung des Menschen die entscheidenden drei Faktoren zu sein – den Hund zu verstehen, muss der Mensch also lernen. In weiteren Studien könnte nun nachgewiesen werden, welche konkreten kulturellen Aspekte hier eine wesentliche Rolle spielen. 

Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie Leipzig l Dr. Federica Amici l amici@remove-this.eva.mpg.de