Beitrag Mensch&Tier

Montag, 07. Dezember 2009

Kulturelle Unterschiede in der Einstellung zu Heimtieren

 

Im Rahmen eines auf mehrere Jahre angelegten Projekts analysieren ein Forscherteam um PD Dr. sc. Dennis C. Turner, Dr. Eva Waiblinger und Dr. Barbara Fehlbaum vom IEMT Schweiz derzeit die kulturspezifischen Haltungsbedingungen und Einstellungen zu Heimtieren. Ziel ist es, Rahmenbedingungen und Strukturen für die Interdependenzen zwischen kulturellen Unterschieden, wie zum Beispiel Religionszugehörigkeiten, und der individuellen und gesellschaftlichen Einstellung zu Heimtieren zu gewinnen.

Das Forschungsprojekt ist mehrstufig aufgebaut: In der ersten Phase wurde ein standardisierter Fragebogen zu den Themen Naturschutz, Wildtiere, Nutztiere, Landwirtschaftspraktiken, Fleischkonsum und Heimtiere, mit Fokus auf Hunde und Katzen, entwickelt und Daten aus der Deutsch- und Westschweiz sowie aus Brasilien und Japan ausgewertet. Die zweite Phase des Projekts beginnt im November 2009 mit komplementären, direkten Beobachtungen von Begegnungen zwischen Menschen und Tieren im öffentlichen Raum. Bis Mitte 2010 werden die Daten von insgesamt zwölf Ländern ausgewertet, darunter China, Großbritannien, die Vereinigten Arabischen Emirate und Israel. Damit handelt es sich um eine in ihrer breiten Untersuchungsanlage bislang einmaligen interkulturell vergleichenden Studie.

Im Rahmen dieses Projekts stand in einem ersten Schritt die multikulturelle Schweiz mit seiner räumlichen Trennung in deutsche und französische Sprachregion im Fokus der Untersuchung. Der Vergleich von Deutsch- und Westschweiz zeigte: Obwohl es hinsichtlich Zustimmungs- oder Ablehnungsgrad der verschiedenen Behauptungen signifikante Unterschiede zwischen den zwei größten Schweizer Sprachregionen gibt – zum Beispiel sprechen die Deutschschweizer Heimtieren eher Gefühle wie Angst oder Freude zu – zeigten erste Auswertungen nur kleine Unterschiede in der Einstellung zu Heimtieren und deren Pflege. Heimtiere werden generell als nützlich für den Menschen betrachtet und sowohl Hunde wie auch Katzen werden von den Befragten beider Sprachregionen als „liebenswerte”, „ideale“ Heimtiere bezeichnet.

Deutlichere Unterschiede hat die Auswertung der ersten Daten aus Brasilien und Japan ergeben. So pflichteten beispielsweise erheblich mehr Brasilianer als Japaner der Behauptung bei, dass Heimtiere ihren Haltern viele Vorteile brächten. Dagegen waren die Japaner deutlich öfter der Meinung, Tiere könnten wie Menschen denken.

Die bisherigen Ergebnisse der Studie lassen vermuten, dass es neben einer grundsätzlich positiven Hinwendung zu Heimtieren tatsächlich deutliche Unterschiede in der Einstellung zu Heimtieren in verschiedenen Kulturräumen gibt, die kollektiv kulturspezifisch bedingt sind – und wandelbar, wenn zum Beispiel durch Immigration der jeweilige Kulturraum für einen längeren Zeitraum gewechselt wird.

Ausführliche Ergebnisse werden auf der nächsten IAHAIO-Konferenz im Juli 2010 in Stockholm präsentiert.

Weitere Informationen: Institut für interdisziplinäre Erforschung der Mensch-Tier-Beziehung (IEMT) Schweiz,
www.iemt.ch