Dienstag, 07. Januar 2025
Hundekontakt fördert die räumliche Vorstellungskraft
Dank räumlichem Sehen und Empfinden können Menschen sich in der Welt orientieren, sich Orte und Richtungen vorstellen. Dies lässt sich trainieren, am besten in möglichst jungem Alter. Eine britisch-amerikanische Studie zeigt, dass gezielter Hundekontakt sowie Entspannungsübungen Kinder dabei unterstützen können – je nach individuellem Lernbedürfnis.
Mit einem guten räumlichen Vorstellungsvermögen können Menschen sich im Raum gezielt bewegen und positionieren, die Umgebungssituation einschätzen und Entscheidungen treffen. Damit hängt auch die neuronale Entwicklung zusammen, ebenso das mathematisch-naturwissenschaftliche Verständnis. Letzteres bereitet offenbar zunehmend Schwierigkeiten. Das zeigt sich zum Beispiel an Studierendenzahlen: Immer weniger junge Menschen wählen solche Fächer.
Hier lohnt auch ein Blick auf die Geschlechter. Manche Wissenschaftler schreiben Männern eine deutlich bessere räumliche Vorstellung zu als Frauen. Einige halten es gar für das, was die Geschlechter am Ehesten trennt. Andere sprechen allenfalls von geringen oder sogar gar keinen Unterschieden. In einem aber ist man sich einig: Räumliches Verständnis lässt sich formen und dabei spielen Umgebungsfaktoren eine Rolle. Wie also ließen sich visuell-räumliche Fähigkeiten schon bei Grundschulkindern fördern?
Tiergestützte Intervention oder Entspannungskurs?
Dieser Frage sind britisch-amerikanische Forscherinnen um die Doktorandin Victoria L. Brelsford vom Fachbereich Psychologie der Universität Lincoln nachgegangen. In einer randomisierten, kontrollierten Langzeitstudie haben sie zwei immer öfter in Schulen angebotene Fördermaßnahmen untersucht: hundegestützte Interventionen und angeleitete Entspannungsübungen – und das bei normal entwickelten Kindern sowie bei Kindern mit ADHS, Trisomie 21, Autismus oder Lernschwierigkeiten verschiedener Art. Veröffentlicht wurde die Studie im Fachmagazin “Frontiers in Pediatrics”.
Teilgenommen haben 169 Kinder im Alter von acht bis zehn Jahren, darunter 105 Kinder aus Regelschulen und 64 Kinder aus Fördereinrichtungen. Getestet wurden drei Gruppen: In Gruppe 1 nahmen die Kinder vier Wochen lang zweimal wöchentlich an 20 Minuten hundegestützten Interventionen teil, teils in Kleingruppen, teils in Einzelbegegnungen. Gruppe 2 machte stattdessen gezielte Entspannungsübungen. Gruppe 3 war die Kontrollgruppe, die einfach nur den ganz normalen Schulalltag ohne zusätzliche Interventionen erlebte. Die Forscher überprüften die Entwicklung der Kinder in punkto räumliches Vorstellungsvermögen jeweils vor dem Start der Studie sowie sechs Wochen, sechs Monate und ein Jahr danach.
Hunde haben die Nase vorn
Anders als die Kontrollgruppe profitierten in der Tat alle Kinder von den beiden Fördermaßnahmen – und das unabhängig vom Geschlecht. Generell erreichten jedoch die normal entwickelten Kinder höhere Werte als die Kinder mit besonderen Lernbedürfnissen.
Unterschiede gab es auch hinsichtlich der Art der Intervention: Bei den normal entwickelten Kindern hatte der Hundekontakt gegenüber den Entspannungsübungen die größere Wirkung. Bei den Förderkindern hingegen halfen allein die Entspannungsübungen, die räumliche Vorstellung zu trainieren. Zwar zeigten sich auch hier bei den Kindern der Hundegruppe leichte Erfolge, diese blieben jedoch unter der Signifikanzschwelle.
University of Lincoln, School of Psychology l Kerstin Meints l kmeints@ lincoln.ac.uk