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Mittwoch, 08. Januar 2020

Hundegestützte Hilfe für traumatisierte Soldaten

In einer Pilotstudie hat das Bundeswehrkrankenhaus in Koblenz den Effekt von hundegestützten Interventionen auf Patienten mit posttraumatischer Belastungsstörung untersucht. Die im Fachblatt „Frontiers in Veterinary Science“ veröffentlichten Ergebnisse sind ermutigend.

Aktuell sind rund 3.350 Bundeswehrsoldaten im Auslandseinsatz. Ein gewisser Prozentsatz von ihnen wird traumatisiert nach Deutschland zurückkommen. Bei drei Prozent der deutschen Soldaten kann von einer posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) ausgegangen werden – die Dunkelziffer könnte aber höher sein. Typische Symptome sind Angstzustände, Flashbacks und Schlafstörungen. Das Risiko für Suchterkrankungen und Depressionen steigt rapide.

Um dem entgegenzuwirken, testet die Bundeswehr neue Behandlungsansätze für traumatisierte Soldaten. In einer aktuellen Pilotstudie erhielten 29 PTBS-Patienten zusätzlich zur herkömmlichen Behandlung hundegestützte Interventionen. „Das Besondere daran war, dass diese Stunden nicht von ausgebildeten Therapeuten, sondern von Militärangehörigen mit ihren Hunden durchgeführt wurden“, sagt Studienleiterin Prof. Dr. Andrea Beetz von der Universität Rostock sowie der Internationalen Hochschule Bad Honnef. Die 18 Diensthundeführer mit freundlichen Labrador Retrievern oder Malinois mussten ihre Eignung zuvor bei Tests beweisen.

Die PTBS-Patienten durften einen Monat lang jede Woche drei Stunden mit einem der Diensthundeführer und seinem Tier verbringen. Dabei standen Spaziergänge sowie Zeit für Spielen, Fellpflege und gemeinsame Entspannung auf dem Programm. Vor der ersten und nach der letzten Sitzung sowie einen und drei Monate später wurden Daten zum psychischen Gesundheitszustand der Patienten erhoben. Auch wurden die Teilnehmer zu ihrem mentalen Wohlbefinden, ihrem Arbeits- und Sozialleben sowie ihrem Alkohol- oder Drogenkonsum befragt. Um die Daten vergleichen zu können, wurden 31 weitere PTBS-Patienten in einer Kontrollgruppe zusammengefasst, die keinen Hundekontakt hatte.

„Die Interventionsgruppe, die die hundegestützten Aktivitäten machen durfte, zeigte einen signifikanten Trend zu besseren Werten in Bezug auf die Arbeit und soziale Anpassung“, fasst Prof. Beetz die Studienergebnisse zusammen.

Vor allem steigerte sich das mentale Wohlbefinden der Teilnehmer der Interventionsgruppe während der vier Therapiewochen – besonders stark in Bezug auf die Fähigkeit, Freude und Spaß zu empfinden. „Im Verlauf der Therapie verbesserte sich auch das Verhältnis der Soldaten zum Hundeführer deutlich – das ist deshalb bemerkenswert, da PTBS-Patienten oft Probleme haben, anderen Menschen zu vertrauen“, sagt Prof. Beetz.

Prof. Dr. Andrea Beetz l andrea.m.beetz@remove-this.gmail.com