Mittwoch, 26. Juni 2024
Fellkraulen hilft Körper und Seele
Anhaltende Schmerzen an wechselnden Körperstellen und steife, brennende Gelenke: Betroffene empfinden die andauernden Symptome der Krankheit Fibromyalgie meist als sehr belastend. Eine Studie aus den USA zeigt: Ein Hundebesuch von nur 20 Minuten kann das Wohlbefinden der Patienten merklich und messbar steigern.
Sie sind nicht entzündet, trotzdem schmerzen chronisch Muskeln, Sehnen und teils auch die Bänder, begleitet von diffusen anderen Krankheitszeichen wie Schlaf- und Konzentrationsstörungen, Verdauungsproblemen oder steter Erschöpfung. Die genaue Ursache der Fibromyalgie, auch Weichteilrheuma genannt, ist unbekannt. Sicher scheint nur, dass das Gehirn der Betroffenen Schmerzsignale deutlich stärker wahrnimmt als bei Menschen ohne Fibromyalgie. In Deutschland betrifft das 3,4 Prozent der Bevölkerung – Frauen ungleich mehr als Männer.
Die Behandlung besteht aus Schmerzmedikation, gezielten Funktionsübungen und leichtem Ausdauertraining, jeweils angepasst an das aktuelle Krankheitsbild. Allerdings geht der Schmerz meist nur teilweise zurück und die körperliche Beweglichkeit bleibt eingeschränkt.
Studie mit 221 Fibromyalgie-Patienten
Verschiedene wissenschaftliche Untersuchungen haben bereits gezeigt, dass hundebegleitete Therapiesitzungen Patienten mit chronischen Schmerzen und auch deren Familien mehr Entspannung verschaffen. Dies hat eine Wissenschaftlergruppe um Dr. Stephanie Clark von den Mayo Kliniken in Minnesota nun konkret für Fibromyalgie-Patienten bestätigt: An der randomisierten, kontrollierten Studie nahmen 221 Personen im Alter von 18 bis 76 Jahren teil. Zur Versuchsgruppe gehörten 111 Personen, sie bekamen einen 20-minütigen Einzelbesuch von Therapeut und Hund. Beteiligt waren 19 Therapiehunde der Klinik und ebenso viele ehrenamtliche Hundeführer. Die 110 Personen in der Kontrollgruppe verbrachten die 20 Minuten nur mit einem Therapeuten ohne Tier.
Direkt nach der Sitzung und noch einmal zwei Wochen später wurden alle Teilnehmenden standardisiert befragt. Zudem wurden die Körpertemperatur und Herzwerte bestimmt sowie anhand von Speicheltests die Werte für die Hormone Cortisol und Oxytocin. Letztere haben unterschiedlich hohe Level je nach Stress, Schmerz und Anspannung oder dem Gefühl von Wohlbefinden.
Weniger Schmerz, mehr Wohlbefinden
Sowohl die subjektive Wahrnehmung der Patienten als auch die Messdaten zeigen: Bei allen Teilnehmenden gingen die Schmerzen zurück und es steigerte sich das Wohlbefinden – bei denen, die Hundebesuch hatten, allerdings deutlich mehr und andauernder.
So ist das Ergebnis ein Plädoyer für den Einsatz von Hunden in der ambulanten Therapie speziell auch für Fibromyalgie-Betroffene – und dafür, dass Hunde für sie gute Heimtiere sind, falls die Tierhaltung zuhause möglich ist.
Stephanie Clark PhD/CVT l Division of General l Internal Medicine l Mayo Clinic, Rochester, MN l sdclark4@icloud.com