Beitrag Mensch&Tier

Ein gutes Team: Eine enge Bindung zwischen Hund und Halter macht es wahrscheinlicher, dass das Tier gesundheitliche Probleme des Besitzers meldet. Foto: IVH

Montag, 06. Juli 2020

Familienhunde können vor epileptischen Anfällen warnen

Einer französischen Studie zufolge zeigen auch Familienhunde, die kein spezielles Training als Epilepsie-Warnhunde absolviert haben, Warnverhalten vor einem epileptischen Anfall. Und zwar besonders jene, die eine sehr enge Bindung zu ihrem Halter haben.

Etwa 500.000 Menschen in Deutschland leben mit der Diagnose Epilepsie, das entspricht einem Bevölkerungsanteil von rund 0,6 Prozent. Es ist bekannt, dass manche Hunde dazu in der Lage sind, epileptische Anfälle im Vorfeld zu erkennen und so dazu beitragen können, Unfälle des Erkrankten zu vermeiden. Bereits seit vielen Jahren werden daher Hunde in einem speziellen Training dafür ausgebildet – und Wissenschaftler versuchen herauszufinden, welche charakteristischen Merkmale diese Warnhunde haben.

Unter anderem wurde belegt, dass Hunde in einer Vielzahl der Fälle rund fünf bis zehn Minuten vor einem epileptischen Anfall beginnen, den betroffenen Menschen anzustarren, dass sie sich dicht an den Menschen heranstellen oder -setzen, winseln oder andere Personen durch Umherlaufen auf sich aufmerksam machen. 

Die Bündelung der bisherigen Erkenntnisse hat nun ein Forscherteam um die französische Wissenschaftlerin Amélie Catala von der Université Rennes in der Normandie auf die Frage gebracht: Treffen diese Eigenschaften und Verhaltensweisen auch auf Familienhunde zu, deren Besitzer Epileptiker sind? Und wenn ja, welchen Grund könnte es dafür geben? 

Hierzu befragte das Team 72 französische Epileptiker, die gleichzeitig Hundebesitzer waren. Keiner der Hunde war ein ausgebildeter Warnhund. Neben klassischen Frageverfahren legten Catala und ihr Team großen Wert auf Fragestellungen zur Mensch-Tier-Beziehung. Zwei wesentliche Ergebnisse brachte die umfangreiche Befragung, deren Ergebnisse im Fachblatt „Animals“ veröffentlicht wurden, hervor: Diejenigen Familienhunde, die zuverlässig vor epileptischen Anfällen warnten, wiesen der Befragung zufolge dieselbe große Motivation und einen hohen Trainingswillen sowie ähnliche Verhaltensweisen auf wie ausgebildete Warnhunde. Das betraf immerhin rund 30 Prozent der 72 untrainierten Hunde. Besonders wichtig war dem Forscherteam die Erkenntnis, dass die Hälfte der zuverlässig alarmierenden Familienhunde eine ausgesprochen enge Bindung zu ihren Besitzern hatte. 

Catala und ihr Team plädieren aufgrund der Ergebnisse dafür, die Mensch-Tier-Beziehung bei der Auswahl von geeigneten Warnhunden – ausgebildet oder nicht – für Epileptiker stärker in den Vordergrund zu stellen.

Université Rennes l Normandie l Frankreich l Amélie Catala l amelie.catala@remove-this.gmail.fr