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Mittwoch, 08. Januar 2020

„Es gibt eine große Nachfrage nach Tierbesuchsdiensten“

Wer sich gemeinsam mit seinem Tier sozial engagieren möchte, ist in vielen Seniorenheimen und anderen Einrichtungen herzlich willkommen. Welche Voraussetzungen Mensch und Hund mitbringen müssen, das erklärt Dr. Rainer Wohlfarth, der Vorsitzende der Europäischen Gesellschaft für tiergestützte Interventionen (ESAAT).      

Herr Dr. Wohlfarth, wie können Privatpersonen anderen Menschen gemeinsam mit ihrem Tier Gutes tun?
Dr. Rainer Wohlfarth:
Es gibt viele Möglichkeiten, bedürftigen Menschen gemeinsam mit dem eigenen Hund eine Freude zu machen. Beispielsweise sind Besuchsdienste eine schöne Möglichkeit, Abwechslung und Leben in Senioreneinrichtungen zu bringen. In den Heimen gibt es eine große Nachfrage nach Menschen, die nach entsprechender Ausbildung einige Stunden pro Woche mit ihrem Hund zu Besuch kommen.

Wie sollte die entsprechende Ausbildung aussehen?
Dr. Rainer Wohlfarth: Privatpersonen ohne Vorkenntnisse würde ich empfehlen, sich an eine renommierte Institution zu wenden, die solche Besuchsdienste anbietet. Das können die Johanniter, die Malteser, das Deutsche Rote Kreuz oder andere karitative Organisationen sein. Dort finden Hundehalter das ganze Paket: Neben einer entsprechenden Versicherung erhalten sie eine Basisausbildung. Diese vermittelt die notwendigen Kenntnisse und Fähigkeiten, um einen Hund in einem Kreis von alten Menschen einzusetzen. Der Hund wird einem Wesenstest unterzogen und Fachleute beurteilen, ob das Mensch-Hund-Team überhaupt für den sozialen Einsatz geeignet ist. Es ist nämlich nicht nur wichtig, dass das Tier freundlich und gut erzogen ist. Der Halter muss seinen Hund beispielsweise auch lesen können und wissen, wann er gestresst ist und wie dann zu handeln ist. Das Tier sollte bei der Basisausbildung zudem fremde Gegenstände wie Rollatoren, Krücken oder Rollstühle kennenlernen.

Was kann man tun, wenn es keine entsprechende Organisation in der eigenen Stadt gibt?
Dr. Rainer Wohlfarth: In Deutschland gibt es zusätzlich private Einrichtungen, die Mensch-Tier-Teams für den sozialen Einsatz ausbilden. Wer eine Fortbildung mit einem Zertifikat von ESAAT oder ISAAT auswählt, kann sicher sein, dass alle wichtigen Inhalte abgedeckt sind. Nach einer solchen Weiterbildung ist ein Hundehalter dann fit genug, seinen Besuchsdienst sogar privat anzubieten, ohne den Rahmen einer karitativen Organisation.

European Society for Animal-Assisted Therapy (ESAAT) l Dr. Rainer Wohlfarth  office@remove-this.esaat.org l www. esaat.org