Freitag, 04. April 2025
Ein Aquarium gegen Arbeitsstress
Zu viel zu tun in zu wenig Zeit: Der Stress nimmt bei vielen Arbeitnehmern zu – auch, weil in vielen Branchen Fachkräfte fehlen. Dieser Druck mindert die Leistungsfähigkeit und führt auf Dauer zu Krankheitsausfällen. Grund genug für Unternehmen, etwas fürs Wohlbefinden der Belegschaft zu tun. Dabei könnten Fische helfen, so die vorsichtige Aussage einer britisch-amerikanischen Studie.
Die Konzentration schwindet, die Arbeitsergebnisse sind fehlerhaft, am Ende droht ein Zusammenbruch: Die Krankenkasse AOK hat ausgerechnet, dass es aktuell in Deutschland mehr als 210.000 Betroffene von Burnout gibt. Daraus resultieren mehr als 5,3 Millionen Krankheitstage pro Jahr – mit steigender Tendenz. Das sorgt für viel Leidensdruck und kommt Betriebe teuer zu stehen.
Einige Unternehmen gehen dies mit besonderer Offenheit für Tiere an. So sind Hunde im Büro keine Seltenheit mehr – allerdings auch keine Selbstverständlichkeit. Denn manches spricht gegen die Vierbeiner unterm Schreibtisch, beispielsweise Ängste oder Allergien bei Kollegen.
Bei Fischen ist dieses Risiko kleiner. Doch wie groß ist deren Potenzial, Stress zu mindern und das Wohlbefinden zu verbessern? Damit haben sich britische und amerikanische Forscher aus den Fachbereichen Gesundheit, Lebenswissenschaften, Sozialfürsorge und Mensch-Tier-Beziehung beschäftigt. Die Ergebnisse ihrer Arbeit erschienen 2024 im Fachmagazin „Anthrozoös“.
57 Probanden und ein 54-Liter-Aquarium
Für ihre Studie haben die Wissenschaftler ihre eigene Universität gewählt. Denn dort waren Testpersonen vergleichsweise einfach erreichbar, zudem müssen Beschäftigte hier oft überdurchschnittlich viel leisten. Mitgemacht haben schließlich 57 Universitätsangestellte und Studenten. Zudem waren einige Zebrafische, verschiedene Platys und einige Welse in einem 54-Liter-Tank beteiligt.
Untersucht wurden verschiedene Situationen: ein nur zeitweise aufgestelltes Aquarium mit Fokus auf Sofortwirkungen, ein fest eingerichtetes Aquarium mit Blick auf langfristige Wirkungen sowie zum Vergleich eingespielte Fischvideos und Kurzpausen ohne den Ausblick auf Fische.
Bei den Probanden wurden jeweils unter anderem Herzschlag, Blutdruck und der Level des Stresshormons Cortisol im Speichel gemessen. Es wurden Daten zu Erinnerung und Konzentration erhoben. Zudem gab es eine qualitative Folgebefragung.
Echte Fische sind ein Hingucker
Wie die Studienergebnisse zeigen, unterschieden sich die gemessenen Biomarker deutlich von der subjektiven Empfindung der Probanden. So gab es bei der sporadischen Präsenz eines Aquariums keinen Hinweis darauf, dass der Ausblick auf Fische Vorteile gegenüber einfachen Ruhepausen hat – weder mit lebendigen Tieren noch per Video. Beim Aquarium als wochenlang festem Bestandteil der Arbeitssituation zeigte sich ein leichter Positiveffekt – allerdings nicht bei den echten Fischen, sondern bei denen im Film. „Das könnte daran liegen, dass Videogucken weniger Aufmerksamkeit abzieht als die echte Natur“, schreiben die Wissenschaftler. Im Arbeitsumfeld werde das gegebenenfalls als positiver erlebt.
Die Testpersonen hingegen beschrieben ihre subjektiven Empfindungen anders. Sie erlebten generell jede Pause positiv – ohne Tiere oder mit, in natura oder filmisch. Bei den Pausen mit Tier haben die echten Fische die Nase deutlich vorn: „Die Videos waren interessant. Aber das ist nicht dasselbe, wie die Fische live zu sehen“, so ein Zitat aus der Befragung.
Teesside University l Department of Psychology l Katherine A. Sloman l katherine.sloman@uws.ac.uk