Dienstag, 07. Januar 2025
„Ein anderer, empathischerer Blick auf Tiere“
An der Universität Innsbruck kommen seit 2011 Studierende und Lehrende aus Fächern wie Soziologie, Philosophie, Gender-Forschung oder Literatur- und Sprachwissenschaft mit einem Interesse an Tieren und ihrem Wohlergehen zusammen. Daraus entstand das Projekt Human-Animal Studies, das fortlaufend das Thema mit Büchern, Artikeln und Veranstaltungen beleuchtet. Prof. Dr. Gabriela Kompatscher-Gufler erklärt ihr Forschungsinteresse.
Mensch & Tier: Worum drehen sich die Human-Animal Studies?
Kompatscher-Gufler: Bei den Human-Animal Studies handelt es sich um ein junges Forschungsfeld, das die unterschiedlichen und komplexen Beziehungen zwischen Menschen und anderen Tieren auf eine neue, angemessene, man könnte auch sagen tiergerechte Weise untersucht. Dies bedeutet, dass Tiere nicht mehr als Objekte, sondern als Subjekte und als Individuen mit eigenen Erfahrungen, Interessen, Perspektiven, Empfindungen und Vorlieben wahrgenommen werden. Themen der Vorträge unserer Ringvorlesungen sind zum Beispiel Anthropozentrismus, also die Annahme, dass der Mensch im Mittelpunkt der Welt stehe und daher über die Tiere und die Natur verfügen könne. Oder Speziesismus, also die Diskriminierung eines Lebewesens aufgrund seiner Zugehörigkeit zu einer bestimmten Art.
Womit befassen Sie sich aktuell?
Ich erarbeite mit Kolleg_innen Vorschläge für einen tiersensiblen Unterricht. Ein solcher richtet den Blick auf Tiere, die in der Literatur, in der Sprache, in der Kunst, in der Philosophie und in unserer Lebenswelt vorkommen, und deckt tierfeindliche Haltungen und Handlungen auf. Wenn man Schüler_innen dazu anregt, die Perspektive der Tiere einzunehmen, kann dadurch ihre Empathie gestärkt werden; diese ist unabdingbar, wenn die Welt für Menschen und Tiere lebenswerter werden soll.
Was reizt Sie persönlich an diesem Forschungsthema?
Als Tierfreundin und ehemalige Tierrechtsaktivistin ist es für mich großartig, dass ich meinen Beruf als Universitätsdozentin mit meinen privaten Interessen verbinden kann. Bevor ich einen Artikel zum Thema Mensch-Tier-Beziehungen schreibe, eine Veranstaltung mitorganisiere oder einen Vortrag erstelle, frage ich mich immer, ob diese eine Unternehmung vielleicht bewirken kann, dass künftige Leser_innen, Teilnehmer_innen oder Hörer_innen einen anderen, empathischeren Blick auf Tiere gewinnen und fortan tierfreundlicher handeln möchten. Auf diese Weise hoffe ich, etwas zu einer Verbesserung der aktuellen Situation der Tiere auf dieser Welt beitragen zu können.
Universität Innsbruck | Institut für Klassische Philologie und Neulateinische Studien | Prof. Dr. Gabriela Kompatscher-Gufler | gabriela.kompatscher@ | uibk.ac.atwww.uibk.ac.at/projects/has/index.html.de