Beitrag Mensch&Tier

Rettungshund Toby ist im Wald in seinem Element. Foto: Bundesverband Rettungshunde (BRH)

Mittwoch, 02. Februar 2022

Durch Dickicht und Dornen

Sie sind Tag und Nacht abrufbar, um Menschenleben zu retten: Rettungshunde brauchen eine feine Nase, flinke Pfoten und die Motivation, einen Menschen zu finden. Mensch & Tier stellt den Rüden Toby vor. 

Es ist kurz vor 19 Uhr, als die Leitstelle der Polizei die Rettungshundestaffel des Bundesverbands Rettungshunde (BRH) alarmiert. Ein Wanderer hat in einem Waldstück ein Kinderfahrrad und eine Jacke gefunden. Es gibt noch keine Vermisstenmeldung, aber die Kriminalpolizei will mit einer Hundestaffel den Wald absuchen. Der Zugführer der Rettungshundestaffel kontaktiert seine 20 lokalen Mitglieder, darunter auch Gerlinde Neubauer und ihren Appenzeller Sennenhund Toby. Um 20 Uhr geht die Suchaktion los.

Als Teil einer Rettungshundestaffel müssen Mensch und Hund auf Abruf bereit stehen. „Die meisten Einsätze beginnen nachts“, berichtet Gerlinde Neubauer. Sie ist seit 13 Jahren als Hundeführerin und seit fünf Jahren auch als Ausbilderin beim BRH. Damals suchte sie für ihren ersten Hund Toby eine sinnvolle Beschäftigung. Heute gibt die Aufgabe auch ihrem Leben Sinn.

Auf das Kommando „Such und hilf!“ flitzt Toby in den immer dunkler werdenden Wald. Die Suche im dichten Gebüsch ist herausfordernd, meterhohe Dornenbüsche und tiefe Gräben erschweren das Vorankommen. Aber Toby ist hochmotiviert, es gibt für ihn kein anderes Ziel, als in seinem Suchareal einen Menschen aufzuspüren. Das wäre für ihn die größte Belohnung – und für die Zweibeiner eine Riesenerleichterung, ein verschwundenes Kind gefunden zu haben.

Das BRH-Team arbeitet ehrenamtlich, der Verein finanziert sich aus Spenden. Wenn die Polizei Hilfe anfragt, versammeln sich die Mitglieder der Rettungshundestaffel am vereinbarten Treffpunkt. Der Zugführer teilt das mehrere Quadratkilometer große Gebiet in Suchgebiete von ungefähr 50.000 Quadratmetern auf. Jeder Hundeführer bekommt ein Areal zugewiesen, das die ausgebildeten Flächen- und Trümmersuchhunde durchkämmen. Mantrailer hingegen verfolgen die Geruchsspur eines bestimmten Menschen.

Es ist mittlerweile finster, Gerlinde Neubauer kämpft sich durch das Dickicht. Sie weiß nur, wo ihr Hund sich befindet, weil er eine Kenndecke mit Licht und Glöckchen trägt. Toby entfernt sich in Suchkreisen von bis zu 100 Metern, kehrt zwischendurch aber immer zu ihr zurück, um sich an Handzeichen und verbalen Kommandos zu orientieren. Die Suche ist Schwerstarbeit, nach einer Stunde braucht Toby eine Pause. Zwei Stunden später wird er noch ein zweites Mal zum Einsatz kommen.

Die Flächensuche ist für Toby und seine Halterin zur Leidenschaft geworden. Mindestens 15 bis 20 Stunden pro Woche gehen fürs Training, für Theoriestunden und Einsätze drauf. „Für einen geeigneten Hund ist die Arbeit bei der Rettungshundestaffel ein toller Job“, sagt Neubauer. Toby ist im Alltag ein ganz normaler Hund – schläft, frisst, spielt, kuschelt und entscheidet gern selbst, welche Kommandos er hört und welche nicht. Im Einsatz bei der Suche ist er aber immer voll da und befolgt das kleinste Signal.

Die nächtliche Suche im Wald endet in den frühen Morgenstunden mit der erleichternden Nachricht, dass der kleine Fahrradbesitzer wohlbehalten in seinem Bett schläft. Das Kind hatte sein Rad am Nachmittag im Wald vergessen. Dieser nervenaufreibende Einsatz ist jetzt fünf Jahre her, Toby ist mittlerweile in Rente und Gerlinde Neubauer geht mit seiner Nachfolgerin, der Hündin Gundi, auf Streife. Ein menschenliebender Rettungshund wird Toby im Herzen trotzdem immer bleiben.

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