Freitag, 10. März 2023
Deutsche Bahn wird schneller dank Artenspürhunden
Bauprojekte der Deutschen Bahn ziehen sich oft über Jahre hin – sehr zum Leidwesen vieler Fahrgäste. Ein Pilotprojekt soll jetzt die Vorbereitungszeit für neue Trassen verkürzen: Seit dem vergangenen Jahr sind speziell ausgebildete Artenspürhunde im Einsatz für den Schienenverkehr.
Manche Tierarten sind mittlerweile so selten, dass sie unter besonders strengem Naturschutz stehen: Die Zauneidechse beispielsweise ist laut dem Naturschutzverband NABU in der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie der Europäischen Union gelistet. Das heißt, nicht nur die Tiere selbst sind streng geschützt, sondern es ist auch verboten, ihre Lebensräume zu beschädigen.
Solche Vorgaben für den Artenschutz sind eine Herausforderung für Bauvorhaben in der freien Natur. So manches Projekt muss aufgrund der zahlreichen Regelungen pausieren oder kann gar nicht realisiert werden. Auch für die Deutsche Bahn AG spielt der Artenschutz beim Ausbau des Schienennetzes eine große Rolle. „Vor Baubeginn führen wir eine sogenannte Artenkartierung durch“, heißt es beim Konzern. „So stellen wir fest, ob geschützte Tiere vor Ort leben und können gegebenenfalls geeignete Schutzmaßnahmen einleiten.“
Artenkartierung kann ein Jahr dauern
Bei dieser Artenkartierung begingen ursprünglich Fachleute das Gebiet und hielten mehrfach Ausschau nach tierischen Grundstücksbewohnern, beispielsweise der Zauneidechse oder Fledermäusen – allein diese Vorarbeit konnte sich bis zu einem Jahr hinziehen. Denn das Sehvermögen der Menschen sei begrenzt, wie die Deutsche Bahn erklärt: „Oft sind Bauwerke verwinkelt oder das Gelände stark bewachsen. Oder die Tiere sind zu bestimmten Tages- oder Jahreszeiten inaktiv.“ Dieser Umstand trifft auch auf die Zauneidechse zu: Dem NABU zufolge kommt sie nur vom Frühjahr bis zum Spätsommer aus ihrem Unterschlupf.
Abhilfe für diese Problematik bieten Artenspürhunde, die speziell darauf trainiert wurden, die relevanten Naturbewohner zu erschnüffeln und ihre Verstecke anzuzeigen. Darauf setzt jetzt auch die Deutsche Bahn und bildet seit dem vergangenen Jahr eigene Spürhunde aus. „Seit 2022 suchen sie das Gelände geplanter Bauvorhaben nach Tieren ab, die unter Artenschutz stehen“, teilt der Konzern mit. Die Hunde könnten geschützte Spezies bei nur einem einzigen Einsatz erschnüffeln und manches Bauprojekt um mehrere Monate beschleunigen. „Der Einsatz von Artenspürhunden bei Bauvorhaben in Deutschland ist ein Novum. Mit ihrem feinen Geruchssinn finden Hunde geschützte Tiere zu jeder Jahreszeit und bei fast jedem Wetter. Das hilft uns enorm“, lobt Jens Bergmann, Vorstand Infrastrukturplanung und -projekte der DB Netz AG.
Sechs Artenspürhund verschiedener Rassen
Dank ihrer rund 220 Millionen Riechzellen haben sechs ausgewählte Hunde gelernt, für die Deutsche Bahn Zauneidechsen, Schlingnattern und andere Arten anhand von Geruchsspuren aufzufinden. „Unsere tierischen Mitarbeiter sind ein Gewinn für uns und den Artenschutz“, heißt es bei der Bahn. „Die Hunde arbeiten schnell, präzise und fast unabhängig von Witterung und Aktivitätszeiten der Tiere. Sie ergänzen die herkömmlichen Kartierungen auf ideale Weise und können im Zweifelsfall den entscheidenden Hinweis geben.“ Wissenschaftler der Universität Innsbruck, der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg und des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung haben die Ausbildung der Hunde und ihrer Trainer begleitet.
Deutsche Bahn AG | Nicole Knapp | Leiterin Kommunikation Infrastruktur Eisenbahn in Deutschland l presse@deutschebahn.com | 030 297 610 30